Die tolle Geschichte eines AEC-Trikots

24. März, letzter Spieltag der Eishockeysaison in Adendorf. Gerade haben die Heidschnucken vor stattlicher Kulisse und in einem großen Spiel den HSV besiegt, der aber dennoch knapp vor den Adendorfern den Pokalsieg verbuchen konnte. Die Ehrenrunden sind gelaufen und die Fans warten auf den letzten Akt dieser Drittligasaison,

die traditionelle Trikotversteigerung. André Kohrs, alias DJ Snoopy, moderiert souverän und gekonnt wie ein langjähriger Auktionator. Bei manchen Trikots geht es ganz schnell, bei anderen dauert es eine Weile, bis sie einen neuen Besitzer gefunden haben und um die beliebtesten gibt es standesgemäße Bieterwettstreite. Die längste Auseinandersetzung gibt es dabei um das Trikot von Eriks Ozollapa. Auf dem Eis hebt ein Mann, Huw Hamilton, immer wieder die Hand, wenn die nächsthöhere Summe aufgerufen wird. Sein Kontrahent ist ein Junge, der mit seiner Mutter an der Bande steht. Er heißt Mika-Ben Schnekenburger, ist zehn Jahre alt und hat mit 60 Euro seines hart ersparten Taschengeldes den Wettstreit eröffnet. 70 Euro, 80 Euro, 90 Euro, 100 Euro, rasant steigt der Preis und der Junge schaut immer wieder auf den Mann auf dem Eis und dann zu seiner Mutter. 110, 120, 130, der Junge wirkt verzweifelt, aber auch Huw Hamilton wirkt nervös. 140 Euro bietet Ben noch einmal, aber sofort hebt Huw den Arm, 150 Euro. Ben schaut seine Mutter Andrea an, die schüttelt den Kopf und auf die Nachfrage des Auktionators meldet sich nun auch kein weiterer Bieter. „Verkauft für 150 Euro!“ Mika steht noch einen Moment an der Bande, dann dreht er sich traurig um und verlässt mit hängenden Schultern das Stadion. Huw Hamilton (45), der Wirt des „The old Dubliner“-Irish Pub auf dem Stint in Lüneburg, umarmt sich mit dem lettischen Stürmer des AEC, der ihm das Trikot noch signiert. Die beiden scheinen befreundet.

Zwei Wochen später meldet sich Vadim Kulabuchov, Stürmer des Adendorfer Drittligisten beim Pressesprecher der Heidschnucken. Er wäre im „Old Dubliner“ gewesen und Huw hätte ihn angesprochen und gefragt, ob ihm der AEC nicht helfen könne. Das Ganze mit dem Trikot lasse ihm keine Ruhe und er wolle unbedingt den Jungen finden, der gegen ihn geboten hätte, um ihm das Trikot zu schenken. Kurze Nachfrage von uns bei Huw, denn wir wollen jetzt ganz sicher gehen. Ja, es stimmt, schon auf dem Eis hätte er nicht zu dem Jungen und seiner Mutter schauen können. Es hätte ihm fast das Herz gebrochen, erzählt der Sohn irisch-walisischer Eltern. „Du kannst doch nicht einem Jungen das Trikot vor der Nase weg ersteigern.“ Aber er hätte es seinem Freund Eriks Ozollapa versprochen, dass er das Trikot ersteigere und in seinem Pub aufhänge. Seitdem könne er aber schlecht schlafen und das Ganze lasse ihn nicht mehr los. Dem Jungen bedeute das Trikot seines Idols sicher noch mehr, als ihm und er empfinde das wirklich als Last, diesen jungen Fan traurig gemacht zu haben. Nun wolle er seinen Seelenfrieden wiederherstellen und den Jungen endlich glücklich sehen. Er hätte Eriks angerufen und gefragt, ob das in Ordnung gehe und der Lette hätte sofort ja gesagt.

Also legen wir los – zunächst telefonisch und per Facebook - und schon nach kurzer Zeit meldet sich unser Mannschaftsleiter Bernd Suhrke mit der Telefonnummer der Schnekenburgers.  Mika hätte schon gehört, dass es eventuell eine Überraschung gäbe und sei völlig aufgedreht, erzählt seine Mutter. Eriks sei sein großes Idol und er finde ihn einfach nur toll. Wir vereinbaren also einen Termin und treffen uns mit Huw Hamilton und Mika-Ben Schnekenburger auf dem Stint. Der ist mit seiner Mutter überpünktlich vor Ort,  „seit mindestens sechs Uhr auf den Beinen und richtig aufgeregt.“ Seit dem ersten Anruf gäbe es kaum noch ein anderes Thema, so Andrea Schnekenburger. Als er dann auf Huw trifft ist Ben erstmal sprachlos. „Hallo, Du bist also der Junge, der so ein großer Fan von Eriks ist? Ich habe Dich gesucht und eine Überraschung für Dich. Ich freue mich sehr, dass Du hier bist“, begrüßt ihn Huw. Ja, er sei auch froh, sagt seine Mutter, denn Mika ist immer noch sichtlich beeindruckt. Dann holt Hamilton das Trikot, zeigt es Mika und schenkt es ihm. Mika bedankt sich und Huw erzählt dem 10-jährigen, dass er ja noch den Schläger von Eriks hätte, mit dem der Stürmer einmal sechs Tore gegen Bremen gemacht hätte und er wünsche ihm ganz viel Spaß mit dem Trikot. Mika erzählt, dass er fast jedes Heimspiel gesehen habe, nur auswärts wäre er noch nicht dabei gewesen. Die Nachfrage, ob er selbst auch Eishockey spiele verneint Mika, aber er wolle sich jetzt ganz bald erkundigen und es auf jeden Fall beim AEC einmal ausprobieren. Die Einzelheiten kann Mika dann schon bald mit Verantwortlichen des Nachwuchses der Heidschnucken besprechen, denn Mika hat zum Schluss noch eine ganz große Geste parat. Die 60 Euro Anfangsgebot, die will er in jedem Fall dem Nachwuchs des AEC spenden. Daraufhin meldet sich Finn Sonntag, Geschäftsführer des AEC. Er verspricht,  mitzuhelfen, den Kontakt zu vermitteln und wenn Mika sich so großzügig zeige, dann hätte der AEC auch noch eine Überraschung parat. Zu einem Auswärtsspiel seiner Wahl könne Mika in der nächsten Saison mit seiner Mutter im Mannschaftsbus der Heidschnucken mitfahren. Natürlich nur mit Trikot! 

Als sich Mika – glücklich im viel zu großen Trikot – mit seiner Mutter verabschiedet, bedankt sich der Wirt des Irish Pub noch einmal uns und bei allen, die mitgeholfen haben, die Trikotübergabe möglich zu machen. Wir haben zu danken, Huw Hamilton!

 

(Pressemitteilung Adendorfer EC, Dan Krause – Pressesprecher, 20.04.2013)