Ein Jahr zweite Liga

von Christian Schult

 

Planungssicherheit

Planungssicherheit ist im deutschen Eishockey ein seltener Luxus. Im April 1997, vorausschauend auf die kommende Saison des Adendorfer EC, von Planungssicherheit zu sprechen, kam mal wieder, einem schlechten Scherz gleich.

Wenn, hätte, könnte — offenbar gelingt es dem Deutschen Eishockey-Bund in diesem Jahrtausend nicht mehr, konkrete Strukturen langfristig und bereits im Frühjahr und nicht erst im Herbst zu schaffen“, kommentierte Sebastian Voigt von der LZ, dass sich andeutende Sommertheater in den Ligen. So standen für die 2. Liga zwar Nordhorn und Hamburg als Aufsteiger fest, doch hinter dem sportlichen Absteiger KEV II stand ein großes Fragezeichen. Die Schalker Haie diskutierten über einen Rückzug in die Regionalliga und aus der 1. Liga schienen Timmendorf, Herne und Wilhelmshaven über einen Rückzug aus finanziellen Gründen nachzudenken. Zudem sollten Weißwasser und Crimmitschau in die 1. Liga Nord eingegliedert werden.

Das richtige Personal finden

Eine schwierige Situation um Spielerverträge abzuschließen, zudem wenn man wie die AEC-Verantwortlichen klare Vorstellungen und Ansprüche an seine Spieler stellte. Neben den Vollprofis wollte man junge Spieler über Jobs und Ausbildungen an den Standort Adendorf binden. Allerdings fand Wilfried Abramowski (Bild links) dafür nicht bei jedem potentiellen Neuzugang ein offenes Ohr: „Viele junge Spieler haben keine Lust, wenigstens halbtags zu arbeiten. Dabei müsste es im Leben ja noch etwas anderes als Eishockey geben. Da denkt kaum jemand an seine Zukunft."

Doch immerhin konnte noch Ende April die ersten ins Anforderungsprofil passenden Spieler vermeldet werden. So stieß der 21jährige Stürmer Thorsten Schwarz aus Weißwasser zum AEC, sowie der 19jährige schwedische Verteidiger Jonas Malmsten. Malmsten kam aus Stoneham/Kanada mit Empfehlung der Kölner Haie, wo er sich zuletzt fit hielt. Die Wege von Joe Tassone und dem AEC trennten sich hingegen. Der Italo-Kanadier forderte eine Gehaltssteigerung von rund 70 Prozent, welche laut Verhandlungsführer Hartmut Bremer mehr als „utopisch“ war. Troy Tumbach signalisierte hingegen „zu 98 %“ sein Auflaufen im AEC-Dress. Luigi Calce sträubte sich gegen eine Verlängerung, wollte lieber in der 1. Liga spielen …

           
  No. Name Nat. Letzter Verein  
    Tor:      
  1 Bernd Holler Adendorfer EC  
  20 Marcel Hesse eigene Jugend  
  97 Sven Rampf Ayr Scottish Eagles (UK)  
           
    Verteidigung:      
  2 Michael Kratz Adendorfer EC  
  11 Thomas Kamionka eigene Jugend  
  12 Henry Thom Adendorfer EC*  
  77 Thomas Kettner EC Bad Tölz**  
  18 Lumir Mikesz Adendorfer EC  
  21 Daniel Feller Adendorfer EC  
  22 Al Meola Limburger EG**  
  23 Marco Ferrari Stoneham (USA)  
  26 Jonas Malmsten Port Colborne (CAN)  
  76 Alexander Herbst ETC Timmendorfer Strand  
           
    Sturm:      
  7 Dave Rich EC Wilhelmshaven**  
  10 Oliver Hackert Wellington Dukes (CAN)**  
  15 Christian Spaan ETC Timmendorfer Strand  
  16 Patrick Caron Jets de Viry (FRA)**  
  17 Tony Cimellaro EC Ratingen  
  24 Thomas O´Grady TSV Peißenberg*  
  25 Peter Hofmann Adendorfer EC  
  27 Vesa Goman Kotkan Titaanit (FIN)**  
  28 Troy Tumbach Adendorfer EC  
  32 Marco Swibenko Eisbären Berlin  
  44 Mike Ellis Bracknell Bees (UK)  
  74 Dieter Reiss EC Hannover*/**  
  ? Kenneth Collin IFK Ore (SWE)*/**  
    * = Abgang während der Saison ** Zugang während der Saison  
           

Am Freitag den 16. Mai begann mit der Jahreshauptversammlung ein turbulentes und richtungsweisendes Wochenende für den AEC. Bis 23 Uhr tagten die 104 Stimmberechtigten mit dem Vorstand, welcher ohne Gegenstimme entlastet wurde. Zudem konnte man, trotz Zuschauerrückgangs auf ein finanziell erfolgreiches Jahr zurückblicken. Rund eine Million Mark Umsatz und ein Überschuss von 70.000 Mark standen zu Buche und der Etat für die kommende Spielzeit wurde ebenfalls mit einer siebenstelligen Zahl beziffert (später auf 750.000 Mark korrigiert). Doch es gab auch Grund zur Klage: Gemeindedirektor Hans Ellfrodt beklagte die „Cliquenwirtschaft, separate Alleingänge und übermäßiges Anspruchsdenken." Der 1. Vorsitzende Abramowski schlug in die gleiche Kerbe: „Wir müssen an einem Strang ziehen. Wenn der AEC intern Energien verschwendet, bekommt er unnötige Probleme."Anträge das Vereinslogo zu ändern wurden in der Folge abgelehnt, aber die Änderung der offiziellen Vorstandstitel beschlossen. Demnach hatte der AEC ab sofort einen Präsidenten und seinen Vize, anstatt der Vorsitzenden.

Eine "hammerharte" Liga

Was dann am folgenden Samstag in Dortmund, bei der Ligenversammlung der 1. und 2. Liga, passierte konnte man fast schon als Wunder bezeichnet werden. Die teilnehmenden Vereinsvertreter konnten sich auf eine sinnvolle Regelung der kommenden Saison einigen. Erste Entscheidung: Die 2. Liga Nord wurde eingestampft. Die Clubs aus 1. und 2. Liga Nord vereinigten sich zu einer Staffel welche in der kommenden Saison in einer Einfachrunde sechs Qualifikanten für die Meisterrunde ermitteln sollten. In dieser Meisterrunde wurden dann die Weichen für die nächste Spielzeit gelegt, in welcher die 1. Liga dann bundesweit unter dem Namen „Bundesliga“ ausgespielt werden sollte. Konstatieren darf man, dass dieser Modus (ebenfalls die Relegation) die ganze Saison spannend hielt, wobei man sich den einen oder anderen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. So bewertete man die Mannschaftsanzahl von ca. 20 schon deshalb als gut, da man die zu erwartenden Insolvenzen von ein oder zwei Teams besser kompensieren könne.

Troy Tumbach verlängerte wie erwartet und freute sich auf die „hammerharte“ 1. Liga, um anzufügen: „Aber die ganzen Favoriten müssen erst mal zu uns kommen." Leider konnte der Vorstand seine beiden Wunschsturmpartner („Gretzky und Lemieux, die sind zwar schon ein bisschen älter, aber das bekommen wir schon hin …“) nicht verpflichten. Dafür konnte man sich weiter in der Defensive verstärken. US-Boy Marco Ferrari kam von der University Harvard zu seiner ersten Station in Europa nach Adendorf. Die Verpflichtung von Ex-NHL-Goalie John Blue hingegen zuschlug sich. Doch nur wenig später konnte man auf der Position zwischen den Pfosten Vollzug melden. Mit Sven Rampf (Bild links) kam ein ehemaliger Timmendorfer in die Heide, der zuletzt in der 1. britischen Liga, für den schottischen Club Ayr Scottish Eagles, auf dem Eis gestanden hatte.

Als nächstes hätte Dave Gregory folgen sollen. Der kanadische Verteidiger mit britischem Pass sollte aus Wien zum AEC stoßen, doch der schon sicher geglaubte Wechsel scheiterte nur wenig später an Vertragsmodalitäten. Immerhin konnte Coach Ervin Materna auf bekannte Größen aus der Vorsaison bauen: Bernd Holler, Peter Hofmann, Daniel Feller und Michael Kratz.

Träume

Neuigkeiten auch von einigen anderen Baustellen. Ein neues Trikotdesign war in Arbeit, natürlich in blau und gelb, und zudem übernahm man die Bewirtung zu den Heimspielen selber. AEC-Präsident Abramowski hatte für die weitere Zukunft noch einige Visionen: Eine Erweiterung der Halle im hinteren Bereich für zusätzliche Sitzplätze, sowie einen VIP-Raum und die Schaffung einer Trainings-Eisfläche neben der Halle. „Das sind natürlich Wunschträume. Wir werden das Gespräch mit der Gemeinde, deren Unterstützung in den vergangenen Jahren immer verlässlich war, suchen. Der AEC wird versuchen, diese Veränderungen selbst zu finanzieren."

Nächster Neuzugang war der Christian Spaan (Bild oben, rechts), der aus Timmendorf wechselte. „Christian ist ein hundertfünfzigprozentiger Kämpfer, der nie aufgibt, immer in den Ecken schuftet und dabei extrem fair spielt“, charakterisierte ihn sein ehemaliger Mitspieler Sven Rampf.

Neues gab es auch in Hinsicht auf die Eintrittspreise der kommenden Saison zu berichten. So stiegen die Preise um eine Mark, auf 16 bei Steh- und 23 bei den Sitzplätzen (im 2ten Rang). Für die „harten“ AEC-Fans gab es aber ein Sonderangebot. So bot man die ersten 200 Saisontickets für vergünstigte 340 Mark statt 395 über einen Lüneburger Fanshop an.

Die Planung läuft

Doch bevor die Mannschaft zum ersten mal vor heimischem Publikum aufs Eis gehen sollte, wurde eine Trainingslager anberaumt. Der neue AEC-Trainer Ervin Materna bekam Anfang Juli die Zusage für eine Vorbereitungsreise nach Tschechien vom 16. bis 23. August, um am 25. August auf das frische bereitete Eis in Adendorf zu können. Bevor man aber aufs Eis gehen konnte, musste Hartmut Bremer weiter am Kader basteln. So erläuterte Coach Materna (Bild rechts) im LZ-Interview, dass Bremer „derzeit in Faxen von diversen Spielevermittlern schwimme“ und noch auf der Suche nach mindestens fünf Stürmern sei. Unterstützung bekam er vom in Kanada weilenden Bernhard Kaminski, der direkt vor Ort die Verhandlungen mit den Kandidaten für die Besetzung der zweiten „harten“ Ausländerstelle führen sollte. Materna hingegen startete mit den ortsansässigen und Nachwuchsspielern ins Sommertraining. 5 mal die Woche. Zu dieser Trainingsgruppe gesellte sich auch Alexander Herbst. Der 21jährige Verteidiger kam ebenfalls aus Timmendorf, mit der Erfahrung einer DEL-Saison und 25 Spielen für die Juniorennationalmannschaft im Gepäck. Mit der Vertragsverlängerung von Henry Thom konnte man nur wenig später einen weiteren Baustein für die Adendorfer Defensive vermelden, während es in der Liga mal wieder eine Hängepartie gab. In Wilhelmshaven tobte ein juristisches Tauziehen um den Hallenpachtvertrag, womit den Nordseestädtern der Entzug der Heimspielstädte drohte und der Berliner EC wollte sich noch in die Liga klagen.

Mitte Juli konnte man dann endlich die Besetzung der Ausländerstellen vermelden. Mit Thomas-Peter („Tom“) O'Grady kam ein 22jähriger kanadischer Stürmer vom TSV Peißenberg, aus der 2. Liga Süd, nach Adendorf. Zudem war man mit Frank Morris handelseinig, doch wollte dieser ähnlich wie Gregory seinen bereits unterschriebenen Vertrag nachverhandeln. Darauf reagierten die AEC-Verantwortlichen verständlicherweise allergisch. AEC-Präsident Wilfried Abramowski kommentierte: „Zocker, die uns so kommen, sind erledigt. Diskutiert wird auch nicht mit Spielern, die ihr Gehalt auf steuerlich illegale oder unanständige Weise beziehen wollen. Schwarzgeld wird nicht bezahlt.“

Der August brachte reichlich Neuigkeiten. Da war zum einen, die neue Dreipunkteregel für einen Sieg, sowie die Einführung von Verlängerung und anschließenden Penaltyschießen und damit die Abschaffung des Remis nach 60 Minuten. Neu war auch Tony Cimellaro beim AEC. Der 26jährige Italo-Kanadier kam mit der Empfehlung von 16 Punkten in Deutschland höchster Spielklasse aus Ratingen. Nur Tage später konnte man die Verpflichtung von Mike Ellis verkünden. Der Kanadier mit britischem Pass wechselte vom englischen Erstligisten Bracknell Bees.

Der Kader war nach wie vor nicht komplett und einige Spieler weilten noch nicht in der Heide, da startete man ins ferne Tschechien zum Trainingslager (siehe Bild links). Doch Materna nahm seine Jungs wohl ein wenig zu hart ran und reiste mit den 12 mitgereisten Spielern 2 Tage früher ab. Zum Ärger von Präsident Abramowski der verständlicherweise sauer war: „Wir haben viel Geld für das Trainingslager bezahlt, die Mannschaft hätte Sonnabend freimachen und am Sonntag trainieren können." Immerhin konnte man einen Test gegen den tschechischen Zweitligisten Slany für sich entscheiden. Herbst, Hofmann und Spaan trafen neben zwei Gastspielern für den AEC.

Der neue Coach wirft hin

In der letzten Augustwoche ging es dann Schlag auf Schlag. Zunächst musste man die geplanten Tests gegen Bremerhaven und eine US-Auswahl in Adendorf wegen der hohen Außentemperaturen (31°) absagen, dann löste einen Tag später Ervin Materna seinen Vertrag mit dem AEC auf und beförderte so unabsichtlich den spielenden Co-Trainer Bernhard Kaminski (Bild rechts unten) zum Chef. „Materna hat sich bei mir kontinuierlich über das Chaos im Umfeld etwa in der Nachwuchsarbeit beschwert und das zurecht. Besser, so etwas passiert jetzt, als während der Saison", kommentierte Abramowski.

Der September kam und endlich auch das erste Eis in Adendorf. Dafür blieben die Testspielgegner aus. Wolfsburg sagte wegen zu wenigen Spielern ab. Dafür konnte eine weitere Verpflichtung bekanntgegeben werden. Von den Eisbären Berlin kam mit Marco Swibenko ein 26jähriger deutscher Stürmer mit reichlich DEL-Erfahrung. Geklärt wurde auch wer das „C“ vom neuen Coach Kaminski übernehmen würde. Henry Thom wurde von der Mannschaft zum neuen Kapitän gewählt, während auf Christian Spaan und Troy Tumbach das Amt der Assistenten übertragen wurde. Überraschend durften sich dann Neuzugang Thorsten Schwarz und Marco Zielske die Papiere abholen. Schwarz hatte laut Abramowski zwei Termine versäumt und wollte wie auch Zielske „an der Gehaltsschraube drehen.“

Doch dann ging es endlich aufs Eis. Im ersten Testspiel der Saison, daheim gegen Riga vor knapp 750 Zuschauern, musste man sich den Gästen mit 3:4 geschlagen geben. Auch zwei Tage später blieb man in Bremerhaven sieglos, konnte dem Ligakonkurrenten aber ein 4:4 abtrotzen.

Die LZ ließ sich dann zwei Tage vor dem Saisonstart auch nicht lumpen und präsentierte dem interessierten Leser einen vierseitigen Sonderbericht über den AEC. Es konnte also endlich losgehen.

 

 

 

 

 

 

Siege zum Zweitligaauftakt

Am Freitag den 19. September war es dann soweit und der AEC startete in seine erste Saison in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands. In Limburg gelang ein gutes erstes Drittel, welches Spaan und O´Grady mit ihren Powerplaytreffern zur 2:0-Führung garnierten. Doch im Mittelabschnitt häuften sich die Fehler und die Gastgeber kamen zum Ausgleich. Da es nach 65 Minuten beim Stand von 2:2 blieb und daher kein Sieger finden lassen wollte, durfte Sven Rampf im Adendorfer Trikot brillieren. Er entschärfte im Penaltyschießen drei Versuche der LEG, während Ferrari und Ellis für den AEC die ersten beiden Punkte eintüteten. Das Sonntagsspiel daheim gegen Braunlage sollte dann zu einem Traumstart verhelfen. Vor knapp 1700 Zuschauern gelang gegen die Harzer ein 4:2-Sieg, wobei Teufelskerl Sven Rampf im Kasten wieder einen großen Anteil am Erfolg hatte. Coach Kaminski hatte zudem nur zweieinhalb Reihen zur Verfügung (O´Grady fehlte mit Schulterverletzung) und musste deshalb notgedrungen auf Konterspiel setzen lassen. Eine Taktik die sich mit erfolgreichen Breaks auf die Anzeigetafel niederschlug.

Mit fünf Punkten aus zwei Spielen konnte man sich beruhigt auf die nächsten Aufgaben konzentrieren: Herne und Trier. Tom O´Grady meldete sich pünktlich zum Auswärtsspiel beim HEV wieder fit und mit dem schwedischen Stürmer Kenneth Collin (Bild links) testete man einen möglichen dauerhaften Neuzugang. In Herne schien die gegen Braunlage bewährte Taktik aufzugehen, konnte man doch mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, mit Ausrichtung auf Konter lange das Spiel kontrollieren. Rückkehrer O´Grady gelang zudem das 1:0, welches aber nur bis zur 54. Minute bestand hatte als Herne mit einem Doppelschlag die Partie zu seinen Gunsten drehte. Zwei folgende Strafen für den AEC und konsequente Gastgeber schraubten das Ergebnis noch auf 1:4 aus Adendorfer Sicht. Das Heimspiel gegen Trier brachte dann auch weitere Ernüchterung. Zunächst musste man in den Aufwärmtrikots antreten, weil die neuen Trikots durchweg zu klein geliefert worden waren. Auf dem Eis präsentierte man sich zu oft unkonzentriert und musste sich verdient mit 2:6 geschlagen geben. (Bild rechts: Sven Rampf und Henry Thom vs Trier)

Nach dem 0-Punktewochenende war die Erkenntnis gewachsen, dass der Kader in der derzeitigen Größe auf Dauer arge Probleme mit sich bringen würde. So hatten Michael Kratz und Daniel Feller die letzten Spiele im dritten Angriffsblock gestürmt, obwohl sie eigentlich die dritte Verteidigungsformation bilden sollten. Doch die Suche nach einem weiteren Stürmer gestaltete sich schwierig, da Kenneth Collin durch seinen Tryout gefallen war und auf dem Weg zurück nach Schweden war. Noch vor dem Freitagsspiel in Hannover konnte man doch noch auf dem Transfermarkt zulangen. Dave Rich kam mit der Empfehlung von 32 Punkten aus der Vorsaison in Wilhelmshaven in die Heide.

Der Neuling zahlt Lehrgeld

Doch Trotz guter Leistung und einer Vorlage vom „Neuen“ kam man aus Hannover mit leeren Händen zurück. Der glückliche 2:3-Siegtreffer der „Turtles“ fiel erst zwei Minuten vor der Schlusssirene. Bitter für den AEC. Bitter auch die folgende Heimniederlage gegen die Moskitos Essen. „Wir hätten auch verlieren können“, kommentierte Nationalspieler Torsten Kienass. Doch dafür hätte der Gastgeber vor 1900 Zuschauern die individuellen Fehler abstellen müssen, die dem Gast früh eine beruhigende Führung einbrachte. Hinzu kam noch die mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, so dass Essen mit einem 1:5-Sieg in die Heimat fahren durfte, während der AEC auch noch Tony Cimellaro, nach eine Schlägerei, mit einer Spieldauerstrafe für das nächste Spiel, verlor. (Bild links: AEC vs Essen)

Unter der Woche immerhin gute Nachrichten: Der Kanadier Patrick Caron (Bild rechts) besetzte die zweite Ausländerstelle des AEC und sollte dem noch schwächelnden Angriff auf die Beine helfen. 

Doch beim Vorjahresmeister aus Neuwied gab es den nächsten Rückschlag. Verkehrs bedingt kam der AEC zwei Stunden zu spät, hatte rund elf Stunden im Bus sitzen müssen. Nach dem kurzen Aufwärmen signalisierte dann auch noch Stammkeeper Rampf eine Verletzung und so musste überraschend Routinier Bernd Holler in den Kasten. Neuwied, mit „voller Kapelle“ angetreten, spielte dann mit dem Gast Katz und Maus, ließ erst zum Ende der Partie die Zügel schleifen und schickte den verprügelten AEC mit 3:10 zurück in die Heide.

Ein Wiedersehen

Adendorf war eine schöne Zeit, aber es hat zuletzt zu viele Leute gegeben, die die Mannschaft von außen angegriffen haben. Nach dieser Erfahrung hatte ich wenig Lust, nach Deutschland zurückzukehren", sagte Jeff Pyle über seine Zeit beim AEC. Etwas überraschend kam es zu einem Wiedersehen mit dem Ex-Coach, der als Übungsleiter der Duisburger am Sonntag zu Gast in Adendorf war. Für die Fans wurde es ein echtes Highlight, die Trainer werden wohl von Nervenspiel reden. Nach biederem ersten Drittel lag der AEC 0:1 hinten, kam aber mit reichlich Elan aus der Kabine und wurde durch Herbst und Caron zwischenzeitlich mit der Führung belohnt. Doch Duisburgs Toivola glich noch vor der zweiten Sirene aus und so sollte das Schlussdrittel entscheiden. Cimellaro, nach seiner Sperre wieder im Kader, sorgte dafür, dass die sechzig Minuten eben nicht reichten. Zehn Sekunden vor Ende des regulären Spielzeit traf er zum 4:4 und sicherte so den ersten Punktgewinn nach fünf erfolglosen Spielen. Als dann Mike Ellis in der Overtime der Siegtreffer gelang, musste auch Jeff Pyle eingestehen: „Adendorfs Sieg war nicht unverdient. Sie haben super gekämpft."

Mit diesem Erfolgserlebnis wollte man in Bad Nauheim weitere Punkte einfahren. Doch gegen die Roten Teufel reichte die frühe Führung durch Spaan nicht, denn die Gastgeber zeigten sich einfach abgezockter im Abschluss und zogen auf 5:2 (Cimellaro verkürzte zwischenzeitlich) davon. Nach Sechzig Minuten stand der AEC nach dem 3:6 wieder nur mit leeren Händen da. Doch am Sonntag kam mit Iserlohn ein Tabellennachbar nach Adendorf. Da sollte doch mehr drin sein?

Das Gefecht gegen Iserlohn

Es wurde ein echtes Skandalspiel. Der AEC verlor den Vergleich mit 2:12, doch im Mittelpunkt stand nur einer: Schiedsrichter Jürgen Franke, ehemaliger TSV-Adendorf-Spieler. Aber beginnen wir einfach mal von vorne. Nach einem torlosen ersten Abschnitt ohne echte Höhepunkte, eröffnete Klaas Feser in der 22. Minute für Iserlohn den Torreigen. Adendorf glich postwendend durch O´Grady aus, während Hartung für den IEC im Gegenzug das 1:2 markierte. Soweit zum Spiel. In der 33. Spielminute brannten dann bei Goalie Sven Rampf die Sicherungen durch („ich habe dreimal den Stock von hinten reingerammt bekommen") und streckte seinen Kontrahenten mit einer Rechten nieder. Auf dem Spielbericht wurde Stockschlagen vermerkt, aber Rampf kommentierte nur: „da hatte ich den Stock längst nicht mehr in der Hand". Auf jeden Fall kassierte der AEC-Schlussmann eine Spieldauerstrafe und Bernd Holler musste „kalt“ in den Kasten, fing bis zur Drittelpause vier Treffer, drei davon in Unterzahl. Dazu schickte Schiri Franke Kapitän Thom und seinen Gegenspieler nach einer Keilerei ebenfalls zum Duschen und verpasste Cimellaro eine fragwürdige 10er für Reklamieren. Im letzten Drittel ergab sich der AEC dann in sein Schicksal und so nutzen die Gäste die letzten zwanzig Minuten zu einem Schaulaufen. (Bild links: AEC vs Iserlohn)

Nach der Partie kommentierte IEC-Coach Greg Poss wie folgt: „Der Schiri hat alles richtig gemacht. Adendorf hat mit dem Schläger immer von hinten zugeschlagen, das muss geahndet werden.“ Die Antwort von AEC-Coach Kaminski: „Greg sollte sich fragen, ob er sein Leben noch im Griff hat ...“. Henry Thom sah sogar Absicht „So einen schlechten Schiri hatte ich überhaupt noch nie. Ich weiß nicht, ob es Vorsatz war.“ Unüblich für einen Unparteiischen, äußerte sich Jürgen Franke einen Tag später in der LZ wie folgt: „Ich habe regelgerecht gepfiffen und mir nichts vorzuwerfen. Man hat gemerkt, dass es um viel ging. Ich bin ein bisschen enttäuscht von den Adendorfern, sie sind sehr hart ins Spiel gegangen, da waren viele Fouls mit dem Stock. Ich habe am Ende einige Male beide Augen zugedrückt."

Bernd Holler (Bild rechts vorne), lange Teamkollege von Franke in Weißwasser und Adendorf, gab auch noch sein Statement ab: Die ersten Strafen waren in Ordnung, er wollte so die Hektik aus dem Spiel nehmen. Jürgen hat dann aber später zu kleinlich gepfiffen. Und man muss auch ehrlich sagen: Wir haben vergessen, die Disziplin einzuhalten. Weiterer Kommentar zur Spieldauer gegen Sven Rampf: Ich habe das geahnt und mich warm gemacht, als die Lage vor dem Tor eskalierte. Du kannst dich als Torwart nicht zurückhalten, wenn du ständig in Unterzahl spielst und vor deinem Tor die Hölle los ist. Du bist im Spiel ein anderer Mensch. Der Schiedsrichter hat auf eine Gelegenheit gewartet, Sven runter zuschicken. Zwischen den beiden war schon vorher eine Konfrontation aufgeblüht.“ Der AEC legte auf jeden Fall Protest gegen die Spielwertung ein, der später wenig überraschend abgeschmettert wurde.

Verrückte Tage und der "Alte" ist der "Neue"

Nach so einem Spiel wünscht man sich eigentlich Ruhe. Pustekuchen. Tom O´Grady (Bild rechts hinten) setzte sich nach dem Spiel ab und AEC-Präsident Abramowski sagte knapp: „Reisende soll man nicht aufhalten. Wir suchen ab sofort Ersatz." Unglücklicherweise stand am Dienstag nach dem Iserlohn-Spiel bereits die Auswärtspartie in Grefrath im Kalender. Ohne Rampf, Thom und O´Grady ging man mit 4:10 unter.

Am Mittwochmorgen feuerte dann Präsident Abramowski Coach Bernhard Kaminski (Bild links). Da der erst zu Saisonbeginn eingesprungene Trainer nach wie vor ohne schriftlichen Vertrag arbeitete und man sich auf keinen unbefristeten Kontrakt einigen konnte, zog das Präsidium die Konsequenzen. Das es zudem anderweitige, beiderseitige Meinungsverschiedenheiten gab machte die Situation wohl auch nicht einfacher. „Wir sind uns vielleicht zu ähnlich", sagte Abramowski während Kaminski knapp kommentierte: „Wir haben beide unsere Prinzipien." In der Nacht auf Donnerstag war dann alles Geschriebene wieder hinfällig geworden. Nach der nächtlichen Krisensitzung von Vorstand, Mannschaftsrat und Ex-Trainer konnte man am Donnerstag verkünden: Der Neue ist der Alte. Weiter ohne schriftlichen Vertrag, aber mit den mündlichen Zusagen von Präsident Abramowski, machte Bernhard Kaminski bis Saisonende weiter.

Es wurde auch wieder gespielt. Das Gastspiel in Hamm passte sich den „verrückten Tagen“ in Adendorf an. Der AEC führte nach vier Minuten mit 2:0 und lag nach 16 mit 2:3 hinten. Im 2. Drittel drehte man das Spiel auf 5:4 und kassierte 23 bzw. 1 Sekunde vor Ende des Durchgangs Gegentor fünf und sechs. Trotz beherzter Versuch des Gastes im Schlussdrittel, konnte Hamm den Sieg über die Zeit retten und der AEC ohne Punkt die Heimreise antreten.

Man kann es sich schon denken: Auch das Heimspiel gegen Nordhorn wurde kein normaler Schlagabtausch auf gefrorenen Eis. Nach der Führung für den AEC durch Ellis (12.) vernachlässigte das Team von Bernhard Kaminski die Defensive und wurde prompt mit zwei Gegentreffern bestraft. Tumbach glich für den Gastgeber mit einem Überzahltor aus, aber Nordhorn holte sich noch vor der ersten Pause den Vorteil zurück. Apropos Powerplay. Nordhorn stellte das bis dahin beste Unterzahlspiel der Liga, kassierte aber durch Rich und Ferrari die Überzahltreffer 2 und 3 in diesem Spiel. Zwar glich der GEC noch einmal aus, doch in der 58. Minute tütete Tumbach eigentlich drei Punkte. Eigentlich. Aber da war der Adendorfer Schlendrian mal wieder und so fing man sich in Überzahl, 36 Sekunden vor Spielende, den Ausgleich. Die Overtime blieb torlos, Nordhorn auch im Penaltyschießen, während der AEC alle Versuche versenkte. Ein Punkt verschenkt, aber zwei gerettet.

Ein Badguy kommt

Mit Dieter Reiss (Bild links) stieß dann unter der Woche ein Spieler zur Mannschaft, der einen besonderen Ruf im Eishockey hatte. „Es ist besser, er spielt für dich, als gegen dich“, kam der Kommentar vom Team, mit Blick auf die harte Spielweise des Stürmers. Coach Kaminski machte aber auch klar, dass er „seine letzte Chance in Adendorf bekommt.“

Der Oktober ging und man fuhr nach Wilhelmshaven. Nach 17 Minuten lag man 0:3 hinten, Dieter Reiss war Sekunden vorher mit einer Spieldauerstrafe vom Eis geflogen und keiner gab mehr einen Pfifferling auf den AEC. Doch Tumbachs Anschlusstreffer zum 1:3, noch vor der Pause, ließ die Hoffnung leben. Auch der Nackenschlag zum 1:4 nach Wiederbeginn brach nicht die Moral. Spaan und Rich verkürzten, bevor der ECW wieder auf 3:5 davonzog. Doch der AEC blieb ruhig und nutze diesmal seine Chancen und glich aus, traf gar zum vermeintlichen 6:5, doch Schiri Liebs sah Ellis im Torraumabseits. So musste nach torloser Verlängerung wieder das Penaltyschießen herhalten, in dem aber die Gastgeber die Oberhand behielten.

Das Heimspiel am Sonntag gegen Braunschweig brachte dann endlich wieder drei Punkte. Gegen die biederen Gäste brachte man sich lange selbst in Bedrängnis, siegte am Ende aber hochverdient mit 4:3. Doch eigentlich hatten alle schon etwas anderes im Kopf: das Derbywochenende gegen die Crocodiles.

Es ist Derbyzeit

Die Millionenstadt gegen das Dorf aus der Lüneburger Heide – Ein Duell das die Fans elektrisierte. Die „Handtaschen“ konnten mit einem Etat von 3,5 Mio Mark aus dem vollen schöpfen,hatten aber diesem Potential bisher nur einen 8. Tabellenrang realisieren können. „Die kommen mit großen Namen, die mir aber keine Angst machen. Ich habe schon gegen größere gespielt. Die Mannschaft weiß, worum es geht", stellte AEC-Kapitän Henry Thom schon vor der Partie klar. Auch Hamburgs Coach Bob Burns war vorsichtig: „Ich werde meinen Spielern klar machen, dass das zwei ganz besondere Spiele mit Geschichte sind. Sicher sind wir die Favoriten, aber besonders in Adendorf wird es sehr schwer."

Der 1. Akt begann in Adendorf, wo dem Anlass angemessen, „ausverkauftes Haus“ gemeldet werden konnte. Die Croco´s setzten in den ersten zehn Minuten den AEC unter Dauerdruck, doch der Gastgeber hielt stand und ließ sich nicht aus der Defensive locken. Lediglich Rich konnte einen Nadelstich setzen, aber Keeper Solbach war auf dem Posten (19.). Der AEC wurde im 2. Drittel mutiger und so fiel dann doch der, aus Hamburger Sicht überfällige, Führungstreffer durch Kopta. Aber der AEC hatte die passende Antwort, schlug durch Tumbach und Rich (siehe Bild rechts) in der 31. Minute gleich doppelt zu. Mahon konnte zwar nur wenig später ausgleichen doch Caron brachte den AEC fast im Gegenzug wieder in Front. Stand nach vierzig Minuten 3:2 für das Dorf. Die Denksportaufgabe, welche man den Hamburgern aufgegeben hatte, brachte diese im Schlussabschnitt zur Verzweiflung. Konstruktives Kombinationsspiel Fehlanzeige. Stattdessen versuchte man es viel zu oft mit Schüssen von der Blauen Linie und Alleingängen. Doch je länger das Spiel dauerte, umso besser hatte sich das Team von Coach Kaminski auf die hilflosen Offensivbemühungen eingestellt. Als dann wiederum Caron in der 52. Minute das 4:2 markierte brach der letzte Widerstand der Croco´s zusammen. Rich machte wenig später den Sack zu, der Rest ging im Jubel unter.

Kaminski nach dem Spiel: „Heute hat die bessere Mannschaft gewonnen. Wir haben versucht, im ersten Drittel das Tempo raus zunehmen, das ist gelungen. Rampf hat wie eine Wand gehalten.“ Croco´s Coach Bob Burns musste seinem Kontrahenten recht geben: „Eishockey ist nicht Chancen, Eishockey ist Tore. Adendorf hat verdient gewonnen.“

Doch unterm Strich blieben dem AEC nur drei Punkte, die man bei aller Euphorie über den Sieg mit einem Erfolg am Sonntag im direkten Rückspiel vergolden konnte. Allerdings ohne Patrick Caron, der mit einer Augenverletzung vom Freitag passen musste.

Derby II, ein Neuer und der erste Auswärtsdreier

Bob Burns hatte aber seine Lehren aus dem Freitagsspiel gezogen und tauschte seinen Keeper aus. Hamburg, das nach einer Krisensitzung am Samstag mächtig unter Druck stand, kam dann auch der Spielverlauf entgegen, nutzte der Gastgeber doch die erste echte Chance zur Führung (4.). Der AEC ließ hingegen in der Folge beste Möglichkeiten liegen. Nach einer Gardinenpredigt in der ersten Pause kam Hamburg mit fiel Elan aus der Kabine, checkte früher vor und zeigte sich deutlich aggressiver. Tumbach gelang daher eher glücklich der Ausgleich, bevor die Krokodile zum Drittelende dreimal zubissen. Nur noch wenig Hoffnung beim AEC-Anhang, welche mit dem 1:5 in der 48. Minute, sich endgültig verflüchtigte. Ellis 2:5 kam im Anschluss zu spät, um die Gastgeber in Bedrängnis zu bringen und so durfte Mahon zum 2:6 ins leere Tor einschieben.

In der Woche gab es wieder einmal Teamzuwachs für den AEC. Der Italo-Amerikaner Alfredo Meola (Bild rechts) wechselte vom krisengeschüttelten Tabellenletzten aus Limburg nach Adendorf. Auf ein baldiges Wiedersehen mit seinen alten Teamkollegen durfte sich der Verteidiger aber freuen, stand doch das Gastspiel der LEG für den kommenden Freitag an. Patrick Caron meldete sich auch wieder zurück, was sich im Nachhinein als nützlich erwies. So konnte der Kanadier beim 7:3 mit drei Toren und zwei Vorlagen glänzen, wobei der Erfolg gegen selten gefährliche Limburger nur durch die eigene Sorglosigkeit kurz in Gefahr geriet. Das Auswärtsspiel auf dem Wurmberg zu Braunlage brachte dann am Sonntag den lang ersehnten Auswärts-Dreier. Ein Doppelschlag von Rich und Spaan, rund zehn Minuten vor der Schlusssirene brachte den AEC auf die Siegerstraße und ein verdientes 3:2 in der Fremde. Wermutstropfen blieben die Verletzung von Swibenko (Innenbanddehnung) und die ungesühnten Platzwunden bei Caron und Tumbach.

Niederlagen und Henry Thom muss gehen

Doch bis zum nächsten Freitag meldeten sich wieder alle Fit und so hoffte man nach dem ersten Sechspunktewochenende auf ein Fortsetzung gegen Herne und am Sonntag in Trier. Doch es kam anders als erhofft, denn der Gast aus Herne zeigte eine mustergültige Vorstellung im Ausnutzen von Torchancen. Zwei Chancen, zwei Tore. Das brachte dem HEV ersten Durchgang die nötige Ruhe die dem AEC fehlte und so konnte Herne nach der einzigen echten Drangperiode im zweiten Drittel das 0:3 erzielen. Das 1:4, zum Endstand durch Herbst, war am Ende nur noch Ergebniskosmetik.

In Trier lief dann alles gegen den AEC. Swibenko und Feller fehlten verletzt und Herbst musste nach einem ungeahndeten „hohen Stock“ während des Spiels aufgeben. Blieben ab der 35. Minute noch vier Verteidiger, wobei zu diesem Zeitpunkt die Messe bereits gelesen war, da der AEC mit 0:4 in Rückstand lag. Am Ende hieß es gar 0:8 aus Gästesicht und Bernhard Kaminski wird vielleicht an seine Worte nach dem Freitagsspiel gedacht haben: „Es gibt Tage, da läuft nichts, aber das darf keine Entschuldigung sein. Über dieses Spiel müssen wir noch reden."

Nach 0 Punkten und 1:12 Toren konnte das kommende Wochenende eigentlich nur besser werden. Doch nur der erste Durchgang, daheim gegen Hannover, machte Lust auf mehr. Aber nur ein voll motivierter Troy Tumbach (1 Tor, 1 Assist), der es besonders den Fans seines Ex-Clubs zeigen wollte, war dann doch zu wenig. Nach dem 2:2 im ersten Drittel verlor man das zweite mit 0:3 und Kapitän Thom, der Schießübungen auf den Unparteiischen machte, mit einer „schweren Disziplinarstrafe“ (vergleichbar mit einer Matchstrafe). Immerhin blieb der Schlussabschnitt torlos, weil Hannover nicht mehr wollte und der AEC nicht mehr konnte. (Bild links: Alexander Herbst gegen die Hannover Turtles)

Wiedergutmachung in Essen? Mitnichten. Ohne den gesperrten Kapitän Thom zeigte sich die löchrige Deckung des AEC noch gebefreudiger als am Freitag. Ellis konnte zwar die frühe Führung der Moskitos ausgleichen, aber das blieb für lange Zeit das letzte spielerische Lebenszeichen des Gastes in Blau und Gelb. Statt aufs Spiel konzentrierte man sich viel zu sehr auf Schiedsrichter Schummers und seine Entscheidungen und kassierte zwei Zehner für Reklamieren (Tumbach, Cimellaro). Am Ende konnte man sich bei nachlassenden Gastgebern und Rampf bedanken, dass es nur bei einem 2:8 blieb und nicht zweistellig wurde.

Während Dave Rich, in der folgenden Woche entschied, trotz Angeboten anderer Clubs in Adendorf zu bleiben, musste Henry Thom seine Koffer packen. „Er ist fristgerecht zum 31.12. gekündigt worden“, sagte Präsident Abramowski gegenüber der LZ und ließ durchblicken, dass er Thom Absicht unterstellte, nachdem er mit Beobachtern der Szene diskutiert hatte. Vor allem die Vorbildfunktion als Kapitän sah er beschädigt, wie auch das Image des Vereins. Thom kassierte zudem eine 6-Spiele-Sperre, welche er vereinslos absitzen musste.

Volkes Zorn

Nach nun 23 Spielen der Vorrunde und vier Klatschen in Folge stand der AEC auf Rang 15 der Tabelle und hatte jeglichen Anschluss an die obere Tabellenhälfte verloren. Sicherlich hatte man vor der Saison nur in den kühnsten Träumen mit einer Platzierung im oberen Drittel gerechnet, aber es wurde deutlich, dass dieser AEC in dieser Liga wenig auszurichten konnte. Zu allem Überfluss kündigte sich zu diesem Zeitpunkt der Tabellenführer aus Neuwied an.

Ein Vergleich der aus verschiedenen Gründen denkwürdig werden sollte. Zum einen waren da die Fans die ihren Unmut über den Rauswurf von Kapitän Thom lautstark zum Ausdruck brachten. Die, die noch gekommen waren, denn der AEC musste vor der Minuskulisse von rund 700 Zuschauern antreten. So wenige Zuschauer hatte es bisher bei keinem Pflichtspiel des AEC seit der Gründung gegeben. Auf dem Eis gab es, nach der frühen Führung durch Rich in der 2. Minute, gleich drei Nackenschläge in Folge. Binnen 140 Sekunden zog Neuwied auf 1:3 weg und zeigte in der Folge warum man den Platz an der Sonne einnahm. Zwar gab der Gastgeber auch in der Folge nicht auf, doch blieben die Nadelstiche ungenutzt, während der Gast die einzige Strafe im Mitteldrittel zu seinen Gunsten nutzte. Adendorf arbeitete auch weiter hart, aber ohne das nötige Esprit in der Offensive. Neuwied legte kurz vor Schluss noch einmal nach und konnte man einem 1:6-Arbeitssieg die Heimreise antreten. (Bild rechts: Lumir Mikesz gegen Neuwied, im Hintergrund Sven Rampf)

Das 1:8 am Sonntag in Duisburg verbuchte man dann unter „kalkulierte Niederlage“ ab. Vielmehr hingegen brodelte noch immer der Unmut der Fans, wegen der Entlassung von Henry Thom. Viele Anhänger verstanden das Verhalten des Vorstandes nicht, gerade in Hinsicht auf die Tatsache, dass man bei der Personalie Dieter Reiss und dessen dummer Spieldauerstrafe gegen Wilhelmshaven, nicht so hart reagierte. Der neue Kapitän Troy Tumbach zeigte sich nach den Sprechchören vom Freitag wenig begeistert: „Das hat dem Team sicher nicht geholfen." Trainer Kaminski fügte hinzu: „Die Mannschaft kann nichts dafür und sie wurde beunruhigt. Die Spieler denken, dass sie die Rückendeckung der Fans verloren haben."

Was vom Team noch übrigblieb

Während Volkes Zorn also tobte, versuchte Vorstand und Trainer die dringend benötigten Verstärkungen zu realisieren. Aus der 1. Liga Süd kam auch sogleich, auf Empfehlung von Sven Rampf, Verteidiger Thomas Kettner. Als Zugabe gaben Rampf, als auch Neu-Kapitän Tumbach, ihre Zusage für die kommende Saison. Doch während sich Daniel Feller nach Verletzung wieder auf dem Eis zurückmeldete, fielen Christian Spaan und Alexander Herbst für das Heimspiel gegen Bad Nauheim kurzfristig aus. Dieter Reiss fehlte zudem unentschuldigt, aber dazu später mehr.

In der Not stellte Kaminski auf zwei Abwehrreihen um und beorderte Verteidiger Malmsten in den zweiten Sturm. Vor nur 950 Zuschauern kamen die Gäste, die mit vier Reihen angetreten waren, deutlich besser ins Spiel ohne aber wirklich zwingend zu werden. Da aber auch Rampf (Bild links) im AEC-Kasten einen guten Tag erwischt hatte, fiel das 0:1 für die Teufel erst in der 28. Minute. Peter Hofmann glich nur eine Minute später für den AEC aus. Ein abgefälschter Schuss und ein fragwürdiger Überzahltreffer schienen dann aber doch die Zeichen auf Auswärtssieg zu stellen. Aber der angezählte Gastgeber gab nicht auf, bekam acht Minuten vor dem Ende durch Tumbachs Powerplaytor die zweite Luft. Peter Hofmann erzwang mit seinem zweiten Treffer sogar die Verlängerung. Als sich dann bereits alle mit dem Penaltyschießen angefreundet hatten, nutzte Cimellaro (Bild rechts) 24 Sekunden vor Schluss einen Rebound zum umjubelten Siegtreffer.

Am Sonntag stand dann die Begegnung in Iserlohn an, welche in der Hinrunde zu Skandalspiel avancierte. Doch vor der Iserlohner Minuskulisse von 3000 Zuschauern wurde dieses mal nur Eishockey gespielt. Das Häufchen Aufrechter, welche sich aus Adendorf aufgemacht hatten, hielt das Spiel lange offen, auch weil Sven Rampf wieder einen Sahnetag erwischt hatte. So gelang den blind anrennenden Gastgebern erst zu Beginn des zweiten Durchgangs das 2:0. Doch IEC-Goalie Hellmann griff kurz hintereinander zweimal daneben, unter anderem bei einem Befreiungsschlag von Mikesz aus der eigenen Hälfte und so stand es völlig überraschend 2:2 nach vierzig Minuten. Der Gastgeber wurde nervös, der AEC machte das 2:3. Doch nun ließ die Konzentration beim Gast nach und Campbell schlug für den IEC doppelt zu. Cimellaro, Freitag noch der Held in der Overtime, hätte fast noch die Verlängerung erzwungen, aber am Ende sollte es nicht sein. Höhepunkt nach dem Spiel: Während die Gastgeber unter den Pfiffen der eigenen Fans das Eis verließen, feierten diese im Anschluss die abgekämpften Krieger aus Adendorf.

Und da war er auch schon wieder weg ...

Ich bin jetzt der Idiot, der ihn eingestellt hat“, fluchte Bernhard Kaminski am Montag in der LZ. Nach dem unentschuldigten Fernbleiben beim Training der Vorwoche, sowie des Freitagspiels, feuerte man Dieter Reiss. Ersatz wurde auch gleich präsentiert: Von der U20 der Kölner Haie kam der 20jährige Oliver Hackert.

Grefrath kam am Freitag auf Besuch und zeigte sich für jemanden der um Platz 6 kämpft recht zurückhaltend. So brauchte es dann auch zahlenmäßige Überlegenheit auf dem Eis, dass der GEV in Führung gehen konnte. Doch der AEC war in diesem Abend bis dato konzentriert, ging durch einen Doppelpack von Mike Ellis mit 2:1 in Führung. Doch der Schiedsrichter zog auf dem Eis eine kleinliche Linie durch, der AEC daher zu oft in Unterzahl, was der Gast für sich zu nutzen wusste – 2:4. Hofmann gab den 1050 Zuschauern noch einmal Hoffnung doch eine Fehlentscheidung in den Schlusssekunden brachte die Entscheidung. Sven Rampf hatte seinen Kasten bereits verlassen, als Dave Rich zu einem Solo ansetzte. Der Adendorfer Stürmer wurde von den Beinen geholt und Grefrath nutzte die Gunst der Stunde und schoss von der Mittellinie zum 3:5 ins leere Tor. Bitter war zudem, dass Al Meola wegen einer Spieldauerstrafe im nächsten Spiel fehlen würde. (Bild links: Mike Ellis gegen Grefrath)

Weihnachten und endlich mal zu Null

Letztes Spiel vor Weihnachten und Bernd Holler wurde in Bremerhaven unfreiwillig zum Spieler des Abends. Sven Rampf zwickte es in der Leiste, also durfte Holler mal wieder von Beginn an ran. Eine Partie die nach fünf Minuten bereits entschieden schien, als die Gastgeber auf 2:0 davonzogen. Doch da Holler in der Folge einen höheren Rückstand verhinderte und sich Kaminskis Team auch nicht vom 3:0, zu Beginn des 2. Drittels brechen ließ, blieb die Partie länger spannend als erwartet. Ein Doppelschlag von Tumbach und Hackert brachte den AEC sogar auf ein Tor heran, reizte den REV aber dermaßen, dass diese bis zum Pausentee den Sack zumachten (4 Tore in 5 Minuten). Im letzten Abschnitt ließ es der Gastgeber dann langsamer angehen und so blieb es beim 7:2 für den REV.

2. Weihnachtfeiertag und Heimspiel in Adendorf. Der ASV Hamm kam mit elf Feldspielern plus Torwart und holte sich eine 0:6-Klatsche ab. Der AEC führte nach 13 Minuten mit 4:0, wobei Mike Ellis den Torreigen mit zwei Shorthandern eröffnet hatte. Hamm entging in den ersten 20 Minuten nur mit Glück einem Debakel, konnte sich aber den Rest des Spiels defensiv wieder die Ordnung herstellen, so dass nur noch zwei Treffer für die Gastgeber, von den rund 1400 Fans bejubelt wurden. Jubel auch bei Sven Rampf nach der Schlusssirene – erster Shutout der Saison für den Adendorfer Keeper. Den durfte am Sonntag auch Nordhorn Backup Andrei Hanisz feiern. Beim 0:7 in Nordhorn war der AEC einfach am Ende seiner Kräfte angekommen und hatte besonders offensiv nichts entgegenzusetzen. „Wir haben gekämpft bis zum Ende, die Jungs gaben nie auf“, resümierte Coach Kaminski.

Gute Vorsätze?

Einen haben wir noch aus 1997. 30. Dezember, Heimspiel gegen Bremerhaven und die Chance Wiedergutmachung für die 2:7-Klatsche an der Nordsee zu betreiben. Der AEC startete klasse, ging durch Cimellaro und Rich mit 2:0 in Führung, bevor der REV aufwachte und den Ausgleich markierte. Doch nun rückte Schiri Bucala in den Fokus, erkannte er das 3:2 durch Ferrari doch an, obwohl eine Strafe für den AEC angezeigt war. Bremerhavens Coach Olsen wütete auf seiner Bank, zertrümmerte zwei Plexiglasscheiben. Rich und Cimellaro kassierten zudem berechtigte Disziplinarstrafen, aber der Unparteiische erweckte nicht den Eindruck, dass er das Spielgeschehen noch im Griff hatte. Der AEC musste rund zehn Minuten Unterzahl im zweiten Drittel überstehen, teilweise sogar doppelte. Doch Sven Rampf mauerte mal wieder seinen Kasten zu und seine Vorderleute unterstützen ihn fleißig. So blieb auch der taktische Schachzug erfolglos, zwischenzeitlichen den Keeper für einen weiteren Stürmer vom Eis zu nehmen. Stattdessen klinkte Patrick Caron nach dem überstandenen Penaltykilling die Scheibe ein. Die AEC-Fans tobten. Im Schlussdurchgang war es dann Tumbach der den Sack zumachte. Zwar gelang dem REV noch der Anschlusstreffer, aber trotz erneuter Unterzahl, nach Fellers Spieldauerstrafe, hielt sich der AEC bis zum Schluss schadlos. Wir verabschieden uns damit von einem turbulenten Jahr 1997. Was 1998 so bringen würde?

Die Feier war eindeutig zu lang gegangen. Der AEC wachte daheim gegen Wilhelmshaven eigentlich nie auf. Rampf verließ nach vierzig Minuten und acht Gegentoren entnervt den Kasten, überließ Bernd Holler das AEC-Gehäuse. Auch dieser durfte noch zweimal hinter sich greifen, während Alexander Herbst Gästekeeper Kangas in den Schlussminuten des Shutout versaute. 1:10, schlechteste Saisonleistung und ein miserabler Start ins neue Jahr. Immerhin hielt man sich in Braunschweig bei der Eintracht schadlos und konnte zum Abschluss der Vorrunde einen 6:1-Arbeitssieg feiern.

 

Ergebnisse des AEC in der 1. Liga Nord

(Vergrößern = Klick aufs Bild!)

Zeichenerklärung: OT= Overtime/Verlängerung, PS = Penaltyschießen, SR=Schiedsrichter, ZS=Zuschauer, SM H.=Strafminuten Heimteam, SM A.=Strafminuten Auswärtsteam, Ges.=Summe der Strafen, T=Tore, A=Assists, P=Punkte - Hintergrundfarbe Rot=Sperre, Orange=Verletzt, Grün=Fehlte aus anderen Gründen, Grau=Noch oder nicht mehr im Kader

Anmerkung: Leider ist es so, dass die LZ nicht jede Verletzung oder Verhinderung erwähnte. Zu fast jedem Spiel lieferte man aber eine Aufstellung mit, welche allerdings auch nicht immer ganz korrekt gewesen zu sein scheint. So sind insbesondere die grünen Markierungen bei Herrn Mikesz mit Vorsicht zu genießen, hat er doch laut den Statistikern mehr Spiele gemacht.

Quelle: Auswertung der Spieltelegramme aus der LZ von Jörg Krebs.

 

Abschlusstabelle der 1. Liga Nord 1997/98

Pos. Klub Sp S OTS OTN N Tore Dif. Punkte
1 EHC Neuwied 34 23 2 1 8 156 : 83 73 74
2 EC Hannover Turtles 34 21 4 0 9 172 : 105 67 71
3 Iserlohner EC 34 21 2 4 7 176 : 105 71 71
4 Moskitos Essen 34 21 4 0 9 155 : 91 64 71
5 EC Bad Nauheim 34 20 2 4 8 157 : 106 51 68
6 Grefrather EV 34 21 1 2 10 142 : 108 34 67
7 EV Duisburg 34 19 1 6 8 154 : 103 51 65
8 GEC Nordhorn 34 17 3 3 11 148 : 103 45 60
9 REV Bremerhaven 34 15 3 2 14 136 : 121 15 53
10 Crocodiles Hamburg 34 14 3 2 15 145 : 129 16 50
11 EHC Trier 34 12 3 6 13 128 : 102 26 48
12 Braunlager EHC/Harz 34 14 1 1 18 145 : 134 11 45
13 Herner EV 34 12 4 1 17 113 : 142 -29 45
14 ASV Hamm 34 11 0 2 21 127 : 204 -77 35
15 EC Wilhelmshaven 34 10 2 1 21 106 : 127 -21 35
16 Adendorfer EC 34 8 4 1 21 104 : 176 -72 33
17 Eintracht Braunschweig 34 4 0 2 28 96 : 228 -132 14
18 Limburger EG 34 4 0 1 29 100 : 293 -193 13

 

     

 

 

Zeichenerklärung: Sp. = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Penaltyschießen und Verlängerung, OTN = Niederlagen nach Penaltyschießen oder Verlängerung, N = Niederlagen

Quelle Wikipedia / Anders als bei Wikipedia suggeriert traten die akuten finanziellen Probleme von Trier und Hamm erst in der Relegation offen zu Tage.

 

 

 

Ein guter Anfang

Der Modus der kommenden Relegation sah zunächst eine Einfachrunde vor, die der die besten drei Mannschaften gesucht wurden. Diese durften dann an den Playoffs zur Qualifikation für die kommende Bundesligasaison teilnehmen, während die restlichen Mannschaften in die dann drittklassige 1. Liga Nord absteigen würden. „Um die ersten drei Plätze für die Aufstiegsrunde werden andere Mannschaften kämpfen“, meinte Coach Kaminski in der Pause vor der Relegation und fügte an: „Wir wollen vor Limburg, Braunschweig, Wilhelmshaven und Hamm landen. Ich würde auch gern Braunlage verdrängen. Wenn wir mehr erreichen, wäre das großartig." Troy Tumbach formuliere seine Ziele anders: „Wir müssen verhindern, dass Hamburg aufsteigt."

Wer vor Wilhelmshaven landen will muss die „Fischköppe“ auch schlagen. An der Nordsee stand zum Start der Relegation das Duell mit der Mannschaft an, die den AEC vor wenigen Tagen mit 1:10 abgefertigt hatte. Taktische Disziplin, Sven Rampf und Tore zum richtigen Zeitpunkt brachten dem Gast aus Adendorf, einen vor wenigen Tagen nicht für möglich gehaltenen 3:1-Erfolg an der Nordsee. Vergoldet wurde das Wochenende vom lockeren 11:4-Heimsieg gegen Braunschweig. Da konnte man sich nach dem Spiel sogar ein wenig der Klampfe widmen. (Bild rechts: 2. v.l. "Al" Meola, r. Jonas Malmsten)

Ein Finne für den AEC

Nach diesem sehr positiven Start in de Relegation, wurde dann der letzte Transfer der Saison über die Bühne gebracht. Vesa Goman (Bild links) wechselte aus der dritten finnischen Liga von Kotkan Titaanit in die Heide und war damit der erste Finne der für Adendorf aufs Eis ging. Doch während Goman seine erstes Spiel in Duisburg bestreiten sollte, machte der Vorstand des EVD ein anderes Wiedersehen zunichte. Nach dem Verpassen der Meisterrunde und nur einem Sieg am vergangenen Wochenende feuerte man dort Coach Jeff Pyle, den Adendorfer Trainer der Vorsaison. Doch bei den Gastgebern schien dies zunächst verborgene Kräfte freizusetzen, lag Duisburg doch nach 20 Minuten völlig verdient mit 3:0 in Front. Bernd Holler, der für den verletzten Sven Rampf im Kasten stand, brauchte ein wenig Anlaufzeit. Zu lange, denn mindestens ein Gegentreffer ging auf sein Konto. Doch wer dachte, dass es nur noch um die Höhe des Duisburger Sieges ging, musste sich verwundert die Augen reiben. Denn der AEC kam zurück. Angeführt von der neuen „schwarzen“ Reihe Rich – Caron – Goman (Bild rechts), egalisierte der Underdog den Vorsprung und kam zum 4:4-Ausgleich. Die Gastgeber brauchten die zweite Pause um sich vom Adendorfer Angriffswirbel zu erholen und kamen erholt zurück. Zweimal ging der EVD wieder in Front, aber der AEC schlug jeweils zurück. Zudem war der warm geschossene Holler ein immer unüberwindlicher Rückhalt, so dass die Partie in die Overtime ging. Hier schlag dann wieder einmal die Stunde des Kapitäns: Troy Tumbach netzte in der 64. Minute zum umjubelten Sieg ein.

Marc Garthe, Stürmer des EHC Trier und ehemaliger TSV Adendorf-Spieler fand am Sonntag nach dem Spiel die richtigen Worte: „Das war das Eishockey, das die Leute sehen wollen, Adendorf hat nicht unverdient gewonnen. Es war ein besonderes Spiel für mich. Ich komme immer gern nach Adendorf, schon allein wegen der Fans.“ Zuvor gab es vor 1800 Zuschauern eine mitreißende Berg- und Talfahrt auf dem Eis. Holler stand wieder für Rampf im Kasten, Malmsten musste als überzähliger EU-Ausländer auf die Tribüne. Auf dem Eis zeigte der AEC in den ersten vierzig Minuten richtig gutes, körperbetontes Eishockey. Ergebnis 5:2 für den Gastgeber und die Auswechslung für Gästekeeper Guido Titzhoff. Doch auch Trier hatte noch ein paar Pfeile im Köcher und kam binnen weniger Minuten zurück. Der AEC musste hingegen den Kraft aufreibenden Spielen der letzten zwei Wochen Tribut zollen und rettete ein 6:6 ins Penaltyschießen. Hier wechselte Coach Kaminski Sven Rampf ein und dieser dankte es mit drei gehaltenen Versuchen. Sieg für den AEC.

Vier Spiele, vier Siege – Platz drei im Tableau. „Die Mannschaft kann das Spiel jetzt lesen", nannte Kaminski einen der Gründe für den Höhenflug. Außerdem erklärte er warum die neue Paradereihe so gut funktionierte: „Caron schafft mit seiner körperbetonten Spielweise die Räume, Goman ist schnell und macht Druck und Rich ist ein Knipser, der die Chancen verwertet. Das ist die optimale Konstellation." Ob das auch im Derby gegen die Crocodiles klappen würde?

Derby III

Coach Kaminski zum anstehenden Derby in Farmsen: „Es ist für mich ein Spiel wie jedes andere. Der Derbydruck ist eigentlich gut für uns, denn wir können nur gewinnen. Hamburg muss gewinnen. Das erwartet jeder. Wir hoffen vielleicht auf eine Sensation. Kapitän Tumbach fügte an: „Die Derbystimmung wird überwiegend von Außen herangetragen. Ich habe unseren ausländischen Spielern genau erklärt, was es bedeutet gegen Hamburg zu spielen." Er schien die richtigen Worte gefunden zu haben.

Doch zunächst schienen die Hamburger Millionentruppe ihren Gehaltschecks gerecht zu werden. Äußerst druckvolle erste 20 Minuten, in der der AEC kaum zum atmen kam, schlugen sich vor allem für die Gastgeber auf der Anzeigetafel nieder. 1:4 aus Adendorfer Sicht, die nur einen Treffer von Goman entgegenzusetzen hatten. Nach der Pause schien sich das Spiel des ersten Drittels zu wiederholen. Die Croco´s legten das 5:1 nach, scheiterten aber in der Folge immer wieder am wiedergenesenen Rampf, der ein Debakel zu diesem Zeitpunkt verhinderte. Doch es stand noch ein langes Schlussdrittel an. Es wurde ein denkwürdiges, kamen doch die Hamburger mit dem festen Glauben aufs Eis, den AEC bereits besiegt zu haben. Doch der Gast nutzte die Überheblichkeit aus und mit jedem Tor das der AEC aufholte wurden die Croco´s nervöser. Höhepunkt wurde das 5:5 in der 58. Minute durch – natürlich – Kapitän Tumbach, der die 800 (!) mitgereisten Fans zu einem blau-gelben Jubelsturm animierte. Das Hamburg in der Verlängerung noch das 5:6 gelang und die totale Blamage gerade noch verhinderte, interessierte den AEC-Anhang da wenig. Kurzer Kommentar von Kaminski: „Wir haben viel Herz und Charakter gezeigt. Ein großes Eishockeyspiel." (Bild rechts: Die AEC-Fans sorgten in Hamburg-Farmsen für Heimspielatmosphäre)

Kein Eis in Herne

Groß sollte auch der Auftritt von Braunlage mit Ex-Stanleycupsieger Maurice Lemay in Adendorf werden. Leider hatte der ehemalige Teamkamerad von Wayne Gretzky dann auch größeren Anteil am knappen 3:2-Sieg der Harzer, als man vorher erhoffte. Der Kanadier konnte einen starken Rampf im AEC-Gehäuse zweimal überlisten. Unterm Strich stand aber eine kämpferisch großartige Teamleistung, was auch die knapp 2000 Zuschauer im „heißesten Kühlhaus des Nordens“ honorierten. Auch der Spieler des Abends fand nur lobende Worte: „Das war ein hartes Stück Arbeit, hier zu gewinnen. Man merkt dem AEC deutlich die Handschrift von Trainer Kaminski an. Sie spielen hart, taktisch diszipliniert. Der AEC ist mittlerweile bekannt dafür, dass er niemals aufgibt, Kompliment.“

Nach diesen aufregenden Wochen zeigte sich auch Präsident Abramowski Anfang Februar handzahm: „Am liebsten würden wir den Trainer und einen Großteil der Mannschaft halten.“ Bevor aber Verträge verlängert wurden, musste die auch Leistung auf dem Eis stimmen. Das sollte doch gegen das Kellerkind aus Limburg kein Problem sein, oder? Scheinbar doch. In der Käsestadt blamierte sich der AEC gründlich, ließ sämtliche Tugenden der letzten Wochen vermissen und lief folgerichtig einem 0:4 hinterher. Erst gegen Ende des 2. Durchgangs kam endlich Gegenwehr und zu Beginn des Schlussdrittels war man drauf und dran das Spiel zu drehen, verkürzte auf 3:4. Doch der Schlendrian der ersten Minuten fand seinen Weg zurück ins Spiel des AEC und so konnte die LEG wieder davonziehen, diesmal uneinholbar für den Gast. Nach dem 4:8 wollte man eigentlich in Herne Wiedergutmachung betrieben werden, aber das Eis kam dazwischen. Besser gesagt ein Loch im eigentlich gefrorenen Nass, welches für einen Spielabbruch sorgte und dem AEC so eine Spesenfahrt mehr einbrachte. Immerhin gab es dann einige Tage später drei Punkte per Post aus Herne, weil die Ligenleitung den schlechten Eiszustand dem Gastgebern anlastete.

Die Formkurve zeigt nach unten

Nach diesem durchwachsenen Doppelspieltag drohte das dritte Auswärtsspiel in Folge. In Nordhorn hatte man bereits in der Vorrunde mit 0:7 eine Abreibung bekommen und auch jetzt schien der Tabellenzweite wieder gut aufgelegt. Der AEC machte aber auch von Spielbeginn den Fehler dem Kombinationsspiel viel zu viel Raum zu geben. Dazu ließ sich Rich zu einer dummen Rangelei hinreißen, kassierte früh eine Spieldauerstrafe. Die mitgereisten AEC-Fans durften bis zur 38. Minute auf ein kleines Wunder hoffen, doch dann schlug Nordhorn binnen Sekunden doppelt zu und zog von 4:2 auf 6:2 davon. Am Ende stand gar ein 2:10 aus Adendorfer Sicht. (Symbolisches Bild rechts: Tony Cimellaro am Boden)

Bernhard Kaminski feierte am Sonntag seinen 42. Geburtstag, dürfte aber nicht viel Spaß gehabt haben. Gegen den Tabellenletzten aus Hamm, der nur mit acht Feldspielern angereist war, zeigte der AEC sich von einer ganz schlechten Seite. Während Hamm sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, auf das Zerstören des gegnerischen Aufbauspiels beschränkte, fehlte dem Gastgeber die nötige Ernsthaftigkeit. „Wir sind nicht bereit, die nötigen Opfer zu bringen", schimpfte Coach Kaminski nach vierzig Minuten, beim Stand von 2:2. Nach der Pause ging Hamm dann sogar in Führung, hatte in der Folge aber zwei Verletzte zu beklagen. Mit nun 6 (!) einsatzfähigen Akteuren war Hamm am Ende und selbst für einen neben sich stehenden AEC kein Problem, dass Spiel zu drehen. Nach dem 6:3 war am Ende aber keinem nach Jubel zumute.

Vertrauen für den Coach

Wir vertrauen Kaminski und wollen mit ihm kontinuierlich weiterarbeiten", kommentierte Präsident Abramowski sein nachträgliches Geburtstagsgeschenk an seinen Coach. Bernhard Kaminski einigte sich mit dem Club-Boss auf einen 3-Jahresvertrag. „Wir haben das Ziel, den Verein in den kommenden drei Jahren auf gesunde Füße zu stellen und eventuell in die Bundesliga aufzusteigen. Wenn wir das nicht packen, fliege ich in die Karibik und komme nicht zurück", fügte Abramowski hinzu. Der Trainer fügte hinzu: „Ich habe nicht zu viel gefordert, der Verein hat nicht zu wenig geboten. In der sportlichen Zielsetzung waren wir uns sowieso einig. ... „Wir wollen möglichst viele Spieler halten."

Es folgte ein vorentscheidendes Nord-Derby-Wochenende im Kampf um Platz 3. Zunächst ging es an die Nordsee nach Bremerhaven. Vor rund 1200 Zuschauern, davon 100 aus Adendorf, entwickelte sich ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, mit mehr kämpferischen als spielerischen Elementen. Doch der REV hatte an diesem Abend zunächst das nötige Glück, traf mit der ersten Pausensirene zum 1:0. Nach dem torlosen zweiten Abschnitt, zeigte der Gastgeber die nötige Entschlossenheit und entschied die Partie mit 5:1 für sich. Der AEC verlor nicht nur die Partie, sondern auch noch Meola und Cimellaro mit Spieldauerstrafen für die nächste Begegnung. Keine guten Aussichten für das Heimspiel gegen Wilhelmshaven.

Trotz der defekten Eismaschine, welche das Spiel um 45 Minuten nach hinten verlegte, der Sperren und dem wegen einer Grippe fehlenden Caron zeigte der AEC daheim eine ansehnliche Leistung, ging durch Ellis (Bild rechts Mike Ellis gegen Wilhelmshaven) sogar in Führung. Allerdings zog man in den folgenden Minuten zu viele Strafen und leistete sich individuelle Fehler, die der Gast gnadenlos ausnutzte und ein 1:4 vorlegte. Der AEC kam aber stark aus der Kabine zurück, vergaß nur leider das Toreschießen, bevor Schiedsrichter Kathmann die Adendorfer Zwischenoffensive mit fragwürdigen Strafzeiten stoppte. Ähnlicher Start ins Schlussdrittel, doch jetzt gelang Goman der Anschlusstreffer für den Gastgeber. In der Folge überboten sich nun die AEC-Stürmer im Auslassen bester Tormöglichkeiten, was Wilhelmshaven aber erst in den Schlussminuten bestrafte und auf 2:6 erhöhte, was eigentlich zum Spielverlauf nicht ganz passte.

Herne und eine nutzlose Aufholjagt

Jeder der rechnen konnte, wusste dass es für den AEC nach diesem 0-Punktewochenende sehr schwer werden würde noch einmal in den Kampf um Platz drei einzugreifen. Als ob das noch nicht ausreichen würde revidierte der DEB die Entscheidung der Ligenleitung und erwirkte eine Wiederholung der Begegnung gegen Herne. AEC-Teamleiter Gerd Schulz kommentierte: „Das ist Unsinn auf hohem Niveau." Also am Dienstag nach Herne. Zwar hielt das Eis an diesem Abend, aber dafür leistete sich die AEC-Deckung einige Schnitzer. Der HEV sah nach einem Doppelschlag zu Beginn des letzten Drittels dann auch schon wie der sichere Sieger aus, doch der AEC bewies Moral und egalisierte das 4:2 durch Rich und Tumbach. In der Verlängerung langte Herne dann aber eine Einzelaktion um den zweiten Punkt zu sichern. Vorübergehend, denn der Protest des AEC lag bereits beim DEB auf dem Tisch, sollte aber später verhandelt werden.

Aufgegeben wird erst, wenn nichts mehr geht“, meinte AEC-Kapitän Troy Tumbach vor den anstehenden Partien gegen Duisburg und in Trier. Wobei das Gastspiel beim EHC zunächst auf der Kippe stand, da der Pleitegeier bereits seine Kreise zog und die Mannschaft wegen ausstehender Gehaltszahlungen die Gefolgschaft zu verweigern drohte.

Doch erst einmal wurde in Adendorf Eishockey gekämpft, weniger gespielt und wenn nur von den Gästen. Duisburg hätte nach dem ersten Durchgang bereits führen müssen, legte aber gegen einen diffusen AEC erst in den nächsten 20 Minuten nach. 1:5 und bittere Pfiffe für die Heimmannschaft. Niemand dürfte noch mit der Wiederauferstehung des AEC gerechnet haben, doch die fand statt. Goman, Hackert und Cimellaro verkürzten innerhalb von vier Minuten auf 4:5. Toivola legte für den EVD wieder nach, ehe Caron erst das 5:6 dagegensetzte und wenig später, Rampf hatte für den sechsten Feldspieler das Eis verlassen, den Ausgleich markierte. Doch die Gäste spielten beim Happyend nicht mit und gaben den Spielverderber. Nur vierzig Sekunden vor Schluss gelang Zische für Duisburg das 6:7, Haikinnen schob noch ins leere Tor zum Schlusspunkt von 6:8. (Bild links: AEC vs. Duisburg)

Grand Malheure & die Vorboten des Derby´s

Dann folgte ein unglaublicher Auftritt in Trier. Vor 170 Zuschauern war der gastgebende EHC, zum vielleicht letzten Spiel der Vereinsgeschichte, wenig überraschend ohne Kontingentspieler, angetreten. Und nach 17. Minuten war das Spiel eigentlich gegessen. Der AEC führte 6:1, lehnte sich dann ein wenig zu sehr zurück und kassierte unmittelbar vor der zweiten Pause noch zwei unnötige Gegentreffer. Doch im letzten Spielabschnitt brachen die Adendorfer komplett auseinander. Trier legte Tor um Tor nach, Rich konnte lediglich seinen Treffer entgegenzusetzen, was in der Endabrechnung zu wenig war. Der AEC verlor nach 6:3-Führung noch mit 7:9. Eine peinliche Blamage.

Unter der Woche brannte somit Intern ein wenig der Baum. Krisengespräche zwischen Vorstand, Trainer und Teamrat liefen hinter verschlossenen Türen. Troy Tumbach äußerte dazu lediglich: „Unser Vorstand hat sehr besonnen reagiert." Wie gut, dass man die beste Möglichkeit direkt vor dem Schläger hatte, um die letzten Wochen vergessen zu machen. Derbyzeit in Adendorf, die Handtaschen kommen! „Es geht nicht darum, Hamburg zu schlagen, sondern unseren Fans ein vernünftiges Spiel zu zeigen. Die Einstellung muss endlich wieder stimmen", forderte Präsident Abramowski vor der Partie gegen die Crocodiles. Coach Kaminski hatte eine einfache Taktik für das Duell: „Zerstören. Hamburg muss Frust bekommen, dann haben wir auch eine Chance." Hamburgs Trainer Bob Burns wusste ebenfalls: „Der AEC wird alles, aber auch alles tun, um uns zu schlagen." Er sollte recht behalten.

Derby IV

Ausverkauftes Haus, das „heißeste Kühlhaus des Nordens“ kochte wieder. Und der AEC machte seinen Job nach Wochen mal wieder richtig gut. In der Defensive bissig, dem Gegner keinen Quadratzentimeter Platz gebend und in der Offensive effizient. So brach Vesa Goman in der 19. Minute zum ersten Mal den Bann als er den dritten oder vierten Rebound hinter Crocodiles-Goalie Solbach drückte (siehe Bild links). „1:0 für die Schweine und Kühe", vermeldete Stadionsprecher Hartmut Lenz. Es war ein Spiel das von der unglaublichen Atmosphäre und der Spannung lebte, denn spielerische Elemente ließ der AEC gar nicht zu. Hamburg hielt sich auch fast von den Kühlboxen fern, doch die einzige Strafe im Schlussdrittel nutzte Caron zum vorentscheidenden 2:0. Hamburg gelang es nur noch dem großartig aufgelegten Rampf den Shutout zu klauen, aber der Treffer fiel zu spät um den AEC noch einmal in Verlegenheit zu stürzen. Der Rest war Jubel in blau und gelb. (Bild rechts: Daniel Feller gegen die Croco´s)

Keine Punkte, keine Kohle?

Doch der Alltag holt einen schneller wieder ein als man gerne möchte. Auf dem Wurmberg kassierte man, nach gutem ersten Drittel, eine verdiente 4:9-Niederlage gegen den Tabellenführer. Platz drei war nach diesem Wochenende dann auch rechnerisch nicht mehr erreichbar. Blieb nur noch die Jagd auf die Plätze 4 bis 7, für die der Verband mit Prämien von 7.000,- bis 4.000,- Mark auslobte.

Doch aus dem geforderten 6-Punktewochenende wurde am Ende mehr Katzenjammer. Daheim gegen Bremerhaven fehlte am Freitag der nötige Einsatz um die Partie zu gewinnen. Jamie Bartmann erlöste die knapp 1000 Zuschauer in Adendorf in der 65. Minute von dem Treiben auf dem Eis und sicherte dem REV zwei Punkte. Beim Tabellenletzten in Braunschweig versagten dem AEC innerhalb von 72 Stunden wieder die Nerven. Passend zum müden Auftritt fing man sich Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich zum 4:4, um dann im Penaltyschießen vier Versuche zu vergeben.

Es gibt die Möglichkeit, Gehälter einzufrieren", dachte Präsident Abramowski laut nach den letzten äußerst dürftigen Vorstellungen des AEC-Teams. Erstes Opfer wurde dann auch sogleich Marco Ferrrari. Der Kanadier wurde ab sofort suspendiert und würde auch für die nächste Saison ohne Vertrag bedacht werden. Weiter ging es auch ohne Trier, die den Spielbetrieb einstellten.

Minusrekorde auf den Rängen

Das ist die Quittung für die letzten Wochen", äußerte sich der AEC-Boss deutlich nach der Begegnung gegen Limburg, „wir haben für Adendorfer Verhältnisse eine hochkarätige Mannschaft. Es ist die teuerste, die hier je auf dem Eis gestanden hat. Die Fans akzeptieren einfach nicht, dass die sich nicht bis zum Saisonende zusammenreißt und alles gibt. Und das kann ich gut verstehen." Die Quittung die Abramowski meinte konnte man auf den lichten Tribünen sehen. Lediglich 450 Zuschauer hatten den Weg ins Eisstadion gefunden – absoluter Minusrekord. Immerhin hatte sich das Team von Bernhard Kaminski trotz dieses Kulisse zusammengerissen und die Limburger EG mit 6:4 geschlagen, wobei der AEC trotz des knappen Endstandes, nie wirklich Probleme mit dem Gegner hatte. Der AEC hatte zum Abschluss der Runde drei Heimspiele und das zweite fand bereits am Sonntag gegen Herne statt. Wieder verirrten sich lediglich 600 Zuschauer ins Adendorfer Eisstadion und musste mit Ansehen wie der AEC gegen die mit nur zwei Reihen angetretenen HEV im letzten Drittel ein 4:2 verdaddelte und sich am Schluss ins Penaltyschießen rettete. Passend zu den letzten Ergebnissen ließ man auch hier den Zusatzpunkt liegen. Trotz der nur vier Punkte machte der AEC in der Tabelle einen Satz auf Platz 7, wobei man aber von der Streichung sämtlicher Trier-Ergebnisse profitierte. (Bild links: AEC vs Herne, Bild rechts: AEC vs Limburg)

Ein Abgang auf Raten

Vor dem abschließenden Saisonabschluss gegen Nordhorn gab es dann aber noch einmal schlechte Stimmung. Coach Kaminski kündigte an Sven Rampf auf die Bank setzten zu wollen und Routinier Holler in den Kasten zu beordern. „Die Mannschaft hat kein Vertrauen mehr zu ihm", führte er aus, wollte aber auch nicht die Gründe nicht nennen: „Dazu möchte ich nichts sagen, das sind Interna." Präsident Abramowski wurde deutlicher: „Rampf hat gegenüber einem Vorstandsmitglied andere Spieler schlecht gemacht." Sven Rampf wollte zu den Vorkommnissen wenig sagen deutete nur an, dass die Aussagen „nicht ganz korrekt“ seien.

Wie angekündigt stand Bernd Holler im Kasten des AEC und hatte auch gleich mächtig zu tun. Der Gast aus Nordhorn legte ein 0:4 vor und ließ einen kämpferischen AEC auch nicht mehr aus dem Sack. Mit dem 4:6 gegen den Aufsteiger konnte man in Adendorf zufrieden sein. Schluss war dann für Teamleiter Gerd Schulz. Zwar wollte er sowieso zum Saisonende zurücktreten, doch schasste man ihn aufgrund eines strittigen Artikels in einem Gemeindeblatt. Die für Sonntag angesetzte Partie beim ASV Hamm wurde wegen dessen Pleite überflüssig. Anstelle dessen fuhr man zu einem Freundschaftsspiel zu den ebenfalls spielfreien Wilhelmshavenern. Die Gastgeber durften hatten bei diesem Juxspiel mit 8:7 nach Penaltyschießen die Nase vorne, wobei Sven Rampf als Rechtsaußen zwei Tore gelangen und die Schiedsrichterassistenten auch mitspielen durften.

Der AEC schaffte es damit nur auf den 8. Rang in der Endabrechnung und musste sich den Hernern geschlagen geben, die den siebten Platz nur wegen der besseren Tordifferenz eroberten und die Prämie von 4.000,- einsacken konnten.

Der April stand vor der Tür – Sommerpause.

 

 

Ergebnisse des AEC in der Relegation zur Bundesliga

(Vergrößern = Klick aufs Bild!)

Zeichenerklärung: OT= Overtime/Verlängerung, PS = Penaltyschießen, SR=Schiedsrichter, ZS=Zuschauer, SM H.=Strafminuten Heimteam, SM A.=Strafminuten Auswärtsteam, Ges.=Summe der Strafen, T=Tore, A=Assists, P=Punkte - Hintergrundfarbe Rot=Sperre, Orange=Verletzt, Grün=Fehlte aus anderen Gründen, Grau=Noch oder nicht mehr im Kader

Anmerkung: Leider ist es so, dass die LZ nicht jede Verletzung oder Verhinderung erwähnte. Zu fast jedem Spiel lieferte man aber eine Aufstellung mit, welche allerdings auch nicht korrekt gewesen scheinen. So sind insbesondere die grünen Markierungen bei Herrn Mikesz mit Vorsicht zu genießen. 

Quelle: Auswertung der Spieltelegramme aus der LZ von Jörg Krebs.

                                                                                                                                                                                                                                        

Abschlusstabelle der Relegation zur neuen Bundesliga

Pos. Klub Sp S OTS OTN N Tore Diff Punkte
1 Braunlager EHC/Harz 20 17 0 1 2 146 : 48 98 52
2 GEC Nordhorn 20 16 1 1 2 134 : 53 81 51
3 Crocodiles Hamburg 20 13 1 2 4 135 : 66 69 43
4 EC Wilhelmshaven 20 12 1 1 6 108 : 74 34 39
5 EV Duisburg 20 10 2 1 7 114 : 85 29 35
6 REV Bremerhaven 20 7 3 0 10 90 : 80 10 27
7 Herner EV 20 6 3 1 10 78 : 86 -8 25
8 Adendorfer EC 20 6 1 5 8 83 : 97 -14 25
9 Limburger EG 20 5 0 1 14 79 : 137 -58 16
10 ASV Hamm* 20 3 0 0 17 57 : 197 -140 9
11 Eintracht Braunschweig 20 2 1 0 17 58 : 159 -101 8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeichenerklärung: Sp. = Spiele, S = Siege, OTS = Siege nach Penaltyschießen und Verlängerung, OTN = Niederlagen nach Penaltyschießen oder Verlängerung, N = Niederlagen

Quelle: Wikipedia / * Der ASV Hamm ließ die letzten beiden Saisonspiele ausfallen, was aber nicht zu einer Disqualifikation seitens des DEB führte. Hamm meldete erst nach Saisonende Insovenz an. Der EHC Trier wurde aufgrund der Insolvenz während der Spielzeit aus der Tabelle herausgerechnet. Anmerkung zum Verlauf: Zwar wurden die Spiele gegen Trier nicht gewertet, vom AEC aber beide bestritten womit sich auch 22 Spieltage ergeben.

 

 

 

Die Scorerliste des Adendorfer EC aus der 1. Liga Nord und der Relegation zur 1. Liga Nord 1997/98

    1. Liga Nord   Relegation zur 1. Liga   Saison 1997/98
    LZ-Telegr. Rodidb.de   LZ-Telegr. Rodidb.de   LZ-Telegr. Rodidb.de   LZ offiz. Abschluss
Pos. Name S T V P T V P SM   S T V P T V P SM   S T V P T V P SM   S T V P SM
S Caron, Patrick 25 12 22 34 11 23 34 28   18 14 18 32 12 18 30 32   43 26 40 66 23 41 64 60   46 26 43 69 64
S Cimellaro, Tony 32 12 20 32 12 20 32 97   18 14 18 32 13 19 32 34   50 26 38 64 25 39 64 131   52 26 41 67 145
S Rich, Dave 29 17 16 33 19 19 38 46   18 17 12 29 13 14 27 55   47 34 28 62 32 33 65 101   49 34 34 68 107
S Tumbach, Troy 34 14 11 25 13 16 29 86   18 9 16 25 7 16 23 24   52 23 27 50 20 32 52 110   54 23 33 56 108
S Ellis, Mike 32 14 15 29 12 13 25 52   19 9 4 13 8 8 16 18   51 23 19 42 20 21 41 70   53 24 22 46 78
S Goman, Vesa                   16 15 13 28 12 11 23 2   16 15 13 28 12 11 23 2   18 15 12 27 2
D Ferrari, Marco 34 7 10 17 7 13 20 60   16 1 4 5 1 5 6 18   50 8 14 22 8 18 26 78   52 8 27 35 9
S Spaan, Christian 25 8 4 12 6 7 13 16   16 2 7 9 2 6 8 20   41 10 11 21 8 13 21 36   43 8 15 23 40
S Hofmann, Peter 33 5 6 11 5 8 13 22   19 1 5 6 1 4 5 20   52 6 11 17 6 12 18 42   54 6 12 18 42
D Kettner, Thomas 9 0 2 2 0 1 1 14   16 1 11 12 1 6 7 16   25 1 13 14 1 7 8 30   27 1 11 12 30
S Hackert, Oliver 7 3 2 5 3 2 5 8   19 4 4 8 3 3 6 12   26 7 6 13 6 5 11 20   28 7 6 13 20
D Malmsten, Jonas 34 1 6 7 1 7 8 12   9 1 5 6 1 4 5 0   43 2 11 13 2 11 13 12   44 2 11 13 12
D Meola, Alfredo 16 0 5 5 0 4 4 59   16 1 4 5 1 2 3 43   32 1 9 10 1 6 7 102   33 1 7 8 102
D Herbst, Alexander 33 3 1 4 3 1 4 55   16 1 4 5 1 3 4 8   49 4 5 9 4 4 8 63   50 4 7 11 38
S O'Grady. Tom 9 6 2 8 7 2 9 2                     9 6 2 8 7 2 9 2            
D Thom, Henry 21 1 4 5 1 6 7 73                     21 1 4 5 1 6 7 73   21 1 7 8 73
D Mikesz, Lumir 26 1 3 4 2 3 5 8   19 0 0 0 0 0 0 29   45 1 3 4 2 3 5 37   47 1 3 4 45
S Swibenko, Marco 21 0 2 2 0 2 2 28   19 0 2 2 0 3 3 10   40 0 4 4 0 5 5 38   42 0 5 5 36
D Feller, Daniel 27 0 0 0 0 0 0 53   19 1 2 3 1 3 4 22   46 1 2 3 1 3 4 75   48 1 3 4 73
D Kratz, Michael 34 0 2 2 0 1 1 16   19 1 0 1 1 0 1 4   53 1 2 3 1 1 2 20   55 1 1 2 22
S Collin, Kenneth 2 0 0 0 0 0 0 0                     2 0 0 0 0 0 0 0            
D Kamionka, Thomas 3 0 0 0 0 0 0 0   1 0 0 0 0 0 0 0   4 0 0 0 0 0 0 0   5 0 0 0 0
S Reiss, Dieter 12 0 0 0 0 0 0 10                     12 0 0 0 0 0 0 10   11 0 0 0 35
S Schwarz, Torsten 2       1 2 3 0                     2       1 2 3 0            
                                                                   
G Holler, Bernd 7 0 0 0 0 0 0 0   4 0 0 0 0 0 0 0   11 0 0 0 0 0 0 0   14 0 0 0 2
G Rampf, Sven 30 0 1 0 0 0 0 41   17 0 2 0 0 1 1 2   47 0 3 0 0 1 1 43   50 0 3 3 43
      104 134 237 103 150 253 786     92 131 221 78 126 204 369     196 265 458 181 276 457 1155     189 303 492 1126

Zeichenerklärung: S=Spiele, T=Tore, V=Vorlagen/Assists, P=Punkte, SM=Strafminuten

Anmerkungen: Die LZ hat in ihrer Auflistung Henry Thom, Tom O´Grady und Kenneth Collin vergessen, Rodidb.de führt Thorsten Schwarz obwohl der nicht für den AEC spielte. Rodidb.de glänzt zudem damit, dass die beiden Begegnungen gegen den EHC Trier nicht einbezogen wurden, was die Seite (mal wieder) als zuverlässige Quelle aussschließt. Einzig und allein die Strafminuten von Marco Ferrari machen Sinn. Die von Jörg Krebs erarbeitete Einzelauswertung der LZ-Telegramme wird daher wieder in die Bestenliste einfließen. Die fett markierten Zahlen werden als sinnvollste Ergenisse erachtet und übernommen.

 

    1. Liga Nord   Rel. zur 1. Liga Nord   Saison 1997/98
Pos. Name S GTS MIN GT SO Si   S GTS MIN GT SO Si   S GTS MIN GT SO Si
G Bernd Holler 7 8,98 307 46 0 0   4 6,11 157 16 0 2   11 8,02 464 62 0 2
G Sven Rampf 30 4,41 1754 129 1 12   17 4,71 1007 79 0 5   47 4,52 2761 208 1 17

Zeichenerklärung: S=Spiele, GTS= Gegentoreschnitt, MIN=Gespielte Minuten, GT=Gegentore, SO=Shutouts, Si=Siege

Quelle: Rodidb.de

 

Torschnitt & Siegquoten/Strafenstatistik

    Tore Diff. Spiele S OTS OTN N P   Eigene Gegner Summe Spiele
1. Liga Nord Heim 59 78 -19 17 6 3 0 8 24   462 316 778 17
Auswärts 45 98 -53 17 2 1 1 13 9   337 268 605 17
Summe 104 176 -72 34 8 4 1 21 35   799 584 1383 34
Schnitt 3,06 5,18   Quote 23,53% 11,76% 2,94% 61,76%     23,5 17,2 40,7  
Rel. 1. Liga Heim 51 48 3 11 4 1 2 4 16   155 172 370 11
Auswärts 41 65 -24 11 2 1 3 5 11   255 124 564 10
Summe 92 113 -21 22 6 3 5 8 27   410 296 934 21
Schnitt 5,55 5,85   Quote 27,27% 13,64% 22,73% 36,36%     19,5 14,1 44,5  
  Summe 244 292 -48 56 14 7 6 29 62   1209 880 2317 55
  Schnitt 4,6 5,51   Quote 25,00% 12,50% 10,71% 51,79%     22,0 16,0 42,1  

Anmerkungen: Die Tore (14) als auch die Gegentore (15) aus den beiden Partien der Relegation gegen den EHC Trier werden in dieser Statistik verwendet. Die Spielwertung gegen Hamm fließt nicht in diese Bewertung mit ein.

 

Zuschauerstatistik der Saison 1997/98 im Vergleich zur Vorsaison

  Pokal 1. Liga Nord Rel. Zur 1ten Liga Nord Playoffs zur 1. Liga Nord Saison 1997/98
  Heimspiele Als Gast Heimspiele Als Gast Heimspiele Als Gast Heimspiele Als Gast Heimspiele Als Gast
Summe     29700 26178 14450 13470     44150 39648
Spiele     17 17 11 11     28 28
Schnitt     1747,1 1539,9 1313,6 1224,5     1576,8 1416,0
Summe 3106 3300 18830 9656 15880 8812 2150 3100 39966 24868
Spiele 3 3 12 12 10 10 1 2 26 27
Schnitt 1035,33 1100,00 1569,17 804,67 1588,00 881,20 2150,00 1550,00 1537,15 921,04
Diff abs     10870 16522 -1430 4658     4184 14780
Diff %     36,60% 63,11% -9,90% 34,58%     9,48% 37,28%
                  4184 14780

Anmerkung: Es wurde trotz der Wertung des Auswärtsspiels in Hamm, durch die abgebrochene und dann nachgeholte Partie in Herne die Anzahl von 11 Spielen erreicht.

 

 

Das Saisonfazit

Die strukturellen Umbrüche in der Sommerpause 1997 machten den Adendorfer EC binnen weniger Wochen von einem ambitionierten Drittligisten zu einem abstiegsbedrohten Zweitligisten. Es musste sich also was am Kader tun. Lediglich sieben Spieler wurden gehalten, das restliche Team aus aller Herren Länder eingekauft. Es sollte sich zeigen ob man ein gutes Händchen hatte bei den Verpflichtungen. Kein Glück hatte man mit dem Trainer. Ervin Materna warf noch vor Saisonbeginn hin, weil die Organisation des Nachwuchses chaotisch gewesen sei. Frage: Da der neue Coach, der ja explizit als Ganzjahrestrainer (auch für den Nachwuchs) verpflichtet wurde, wäre es ja an ihm selbst gewesen dieses Chaos zu entschärfen, oder? Vielleicht erwartete Materna aber auch zu viel, als er in die Heide kam. Bernhard Kaminski kam somit wie die Jungfrau zum Kinde, zum Chefcoachposten beim AEC. Seine Erfahrung als Trainer bestand bis dahin aus lediglich einer Saison als Co-Trainer bei den Eisbären Berlin. Für den Vorstand war Kaminski sicher die billigste Lösung, aber musste diesem (im Trainergeschäft) jungen Coach, und gestand ihm den einen oder anderen Fehler zu. Die Kurzentlassungungsposse schien das Vertrauensverhältnis dann doch nicht so weit gestört zu haben, zudem stand die Mannschaft hinter dem Coach. Seine fachliche Kompetenz wurde geschätzt und wenn sich Wilfried Abramowski zu einer Zusage für einen Dreijahresvertrag hinreißen ließ, musste das gute Gründe haben. Soweit zum Coach.

Königstransfer war ohne jeden Zweifel die Verpflichtung von Sven Rampf. Der Goalie war die klare Nummer eins und rettete dem AEC so einige Punkte. Bernd Holler machte dahinter einen bekannt routinierten Job, wann immer er, meist kurzfristig, gebraucht wurde.In der Verteidigung hätte man eigentlich auf Kontinuität setzen können. Mit Kratz, Thom, Mikesz und Feller standen vier gelernte Verteidiger aus der Vorsaison im Kader. Doch besonders in der Vorrunde mussten Feller und Kratz zumeist im dritten Sturm aushelfen, während Lumir Mikesz (aus mir unerfindlichen Gründen) bei gut einem Drittel der Vorrundenspiele nicht im Kader stand. So spielte man notgedrungen viele Spiele der Vorrunde mit lediglich zwei Verteidigerpärchen. Die Situation entspannte sich erst gegen Beginn der Relegation, nachdem Swibenko und Spaan ihre Verletzungen überwunden hatten und die Verteidiger wieder in die Deckung rückten. Gefahr für das gegnerische Tor brachte die AEC-Verteidigung aber selten. Lediglich Marco Ferrari scorte in der Vorrunde stark und traf siebenmal ins schwarze. Doch in der Relegation stagnierte seine Produktion dann erheblich. So kam die gesamte Defensivabteilung auf lediglich 20 Treffer, wobei einige Tore von stürmenden Verteidigern erzielt wurden.

Eigentlich sollen Stürmer dafür sorgen, dass Tore fallen. Auf der richtigen Seite wohlgemerkt. Beim AEC war die Offensive sehr nordamerikanisch geprägt und eine harte körperliche Gangart bedeutete. Die Top 5 der AEC-Scorer produzierten allerdings mit ihrer Art Eishockey zu spielen 502 Strafminuten, über 40 % des gesamten Teams. Wie viele Tony Cimellaro alleine für Meckern bekam habe ich (bewusst) vergessen zu ermitteln. Auf jeden Fall waren damit Unterzahlgegentore vorprogrammiert.„Caron schafft mit seiner körperbetonten Spielweise die Räume, Goman ist schnell und macht Druck und Rich ist ein Knipser, der die Chancen verwertet. Das ist die optimale Konstellation." - Kaminski hatte mit Spielmacher Vesa Goman das fehlende Puzzleteil spät in der Saison gefunden. Dazu kam Troy Tumbach, der auch schon vor seiner Beförderung als Kapitän, Einstellung und Leistung vorlebte und im Zweifel auch noch die ganz wichtigen Tore selber machte. Zu den Top-5 gesellte sich mit Christian Spaan, ein Spieler der wegen seines Körperspiels perfekt ins Paket passte. Kein Wunder, dass es einen kleinen Bruch in den Topreihen gab, als sich Spaan im Dezember verletzte. Denn im dritten Block, so hat man das Gefühl, spielte an manchen Tagen wer noch einigermaßen laufen konnte.

Ein Luxusproblem leistete man sich im neuen Jahr. Nach der Verpflichtung von Vesa Goman hatte man vier EU-Ausländer im Team, konnte aber nur drei davon spielen lassen. Bis zur Suspendierung von Ferrari traf dies zumeist den jungen schwedischen Verteidiger Jonas Malmsten, der auf die Tribüne musste. Ein eingespielter Verteidiger wurde somit auf Eis gelegt.

Und dann waren da noch die Skandale und Skandälchen die die Saison überschatteten. Und die Personalpolitik: Torsten Schwarz und Marco Zielske, gefeuert, Henry Thom, gefeuert. Dieter Reiss, gefeuert. Marco Ferrari, suspendiert. Sven Rampf, kann gehen. Teamleiter Gerd Schulz, gefeuert. Ach ja – Coach Bernhard Kaminski, gefeuert – oder eben auch nicht. Auf der einen Seite zeigte sich die konsequente, aber auch für den außenstehenden Fan teilweise unverständlich harte Haltung des Vorstandes unter Führung von Wilfried Abramowski. Auf der anderen fragt man sich, auch mit dem Abstand von rund 15 Jahren, ob jeder Kommentar, sowie die detaillierte Berichterstattung, hilfreich waren. Wohl eher nicht.

Doch wie will man das ganze sportlich bewerten? Finanziell konnte der AEC mit den meisten Teams nicht annähernd mithalten, stellte doch der AEC-Präsident den einzigen großen Sponsor, während der Restetat vom Zuschaueraufkommen abhängig war. Eine wirklich konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen, die um den Klassenerhalt hätte mitspielen können, war daher unrealistisch. Als dann im Februar von 6 Partien 5 verlorengingen, war der kurzzeitige Traum von der Bundesliga endgültig vorbei. Traurig sein musste man als AEC-Fan aber eigentlich nicht, denn im Haifischbecken 1. Liga hatte man sich als Neuling tapfer geschlagen und den ein oder anderen Großgewichten Kopfzerbrechen gemacht. So konnte man gegen die hoch gehandelten Crocodiles den direkten Vergleich gewinnen, welche sich am Ende denkbar knapp für die Bundesliga qualifizierten.

Was den AEC-Verantwortlichen ein wenig mehr Bauchschmerzen gemacht haben dürfte, waren die Zuschauereinbrüche, besonders zum Saisonende. Zwar konnte man auf die Saison gerechnet rund 4000 Gäste mehr im Adendorfer Eisstadion begrüßen, aber die Minusrekorde, weit unter 1000 Zuschauern, sollten eigentlich aufhorchen lassen. Doch fürs erste gab ein Schnitt von über 1500 Fans pro Spiel dem AEC eine solide Kalkulationsgrundlage für die Saison 1998/99.

 

Saisonrekorde 1997/98

Team: Spieler:
Höchster Heimsieg gg Eintracht Braunschweig am 11.1.98 mit 11:4 Bester Scorer: Patrick Caron (66)
Höchster Auswärtssieg gg Eintracht Braunschweig am 6.1.98 mit 1:6 Bester Torschütze: Dave Rich (34)
Höchste Heimniederlage gg den Iserlohner EC am 19.10.97 mit 2:12 Bester Vorlagengeber: Patrick Caron (40)
Höchste Auswärtsniederlage gg den GEC Nordhorn am 6.2.98 mit 10:2 Bad Guy: Tony Cimellaro (145 Strafminuten)
Höchstes Drittelergebnis: 1:6 gg Trier beim 9:7 Meiste Spiele: Michael Kratz (55)
Längste Siegesserie Heim & Auswärts: 4 Spiele  
Längste Siegesserie Heim: 4 Spiele  
Längste Siegesserie Auswärts: 2 Spiele  
Längste Niederlagenserie Heim & Auswärts: 6 Spiele  
Längste Niederlagenserie Heim: 3 Spiele  
Längste Niederlagenserie Auswärts: 8 Spiele  

Milestones 1997/98

150 Punkte 100 Punkte

 50 Tore

200 Spiele 100 Spiele 300 Strafminuten 100 Strafminuten
Troy Tumbach Troy Tumbach Troy Tumbach Bernd Holler Troy Tumbach Troy Tumbach Henry Thom
        Michael Kratz   Alfredo Meola
        Peter Hofmann   Dave Rich
   

 

      Peter Hofmann
            Daniel Feller
            Tony Cimellaro

  Impressionen einer Saison:

Sven Rampf in Action! Blick auf die Spielerbank

AEC vs Bad Nauheim, Jonas Malmsten am Boden AEC vs Wilhelmshaven, Vollversammlung vor dem Adendorfer Tor

 

Das Trikot der Saison 1997/98

 

Quellen:

Texte &Tabellen: Onlinearchiv der Landeszeitung, Rodidb.de, Wikipedia.de.

Erfassung der Einzelauswertung jedes Spiels: Jörg Krebs (RIESENGROSSES DANKE, JÖRG!!!)

Bilder: Onlinearchiv der Landeszeitung (mit freundlicher Genehmigung)

 

Anmerkungen des Verfassers:

Wenn man die Statistikdaten der Spieler näher betrachtet wird man feststellen, dass man bei den genutzen Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Somit muss man sich leider, wie in den vorherigen Spielzeiten, damit abfinden, dass die Genauigkeit der Scorerlisten eingeschränkt ist.

Die Schreibweise unserer ausländischen Spieler im Text kann von den landestypischen abweichen, bzw. es sind Unterschiede auf den üblichen Statistikseiten zu finden.

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