Grandioser Derbysieg und knappe Niederlage beim Tabellenführer

Was für ein Wochenende! Was für eine Energieleistung! Was für eine Leidenschaft! Der ersatzgeschwächte Adendorfer EC begeisterte seine Fans am Wochenende mit 120 Minuten richtig starkem Eishockey.

 

 

Derbyzeit in Adendorf am Freitagabend. Das ewig junge Duell gegen die Beach Devils Timmendorf stand an. Bereits in der Vorbereitung hatte man sich zwei enge Duelle (1:2 & 4:3 nach Penalty) geliefert, doch der AEC ging arg gehandicapt in die Partie. Neben der nach wie vor fehlenden dritten Sturmreihe und Verteidiger Marc Petermann, meldete sich auch Defensivmann Ruslan Cernych verletzt ab. AEC-Coach Andris Bartkevis hatte somit wieder nur zwei volle Reihen zur Verfügung, während die Gäste mit ausreichend U23-Spielern und drei Reihen antraten.

Für die Gastgeber begann Andreas Bierzahn im Kasten und bekam in der 2. Minute auch die erste Bewährungsprobe gestellt. Hatten sich viele auf ein Geduldsspiel eingestellt, um den starken Gästekeeper „Jordi“ Buchholz zu bezwingen, so erlebten die 746 Zuschauer eine positive Überraschung. Bereits in der 3. Spielminute bediente Denny Böttger den völlig freien Benjamin Kosianski der Buchholz aus Kurzdistanz keine Chance ließ. Eine Führung die den „Heidschnucken“ Sicherheit geben sollte. Doch nur wenig später pennte man dann sogleich: Powerplay für den AEC und ein Befreiungsschlag landet beim völlig vergessenen Christopher Röhrl der trocken zum Ausgleich einschoss (6.).

Nach diesem etwas wilden Beginn sammelten sich beide Teams zunächst einmal. Denny Böttger (9.) und Devil Tauno Zobel (10.) ließen in der Folge Chancen liegen, ehe der AEC sich immer mehr Spielanteile sicherte und sich, daraus resultierend, weitere Möglichkeiten ergaben. Buchholz wurde nun richtig warm geschossen, musste alleine gegen Kamil Hajsman dreimal stark halten. Die letzte Chance im ersten Durchgang bot sich Verteidiger Domantas Cypas, doch er verfehlte knapp das Tor. So ging es mit einem, für die Gäste, eher schmeichelhaften 1:1 in die erste Pause.

Der AEC kam druckvoll aus der Kabine. Es war wieder die dritte Spielminute, als Timmendorf den Puck nicht geklärt bekam, und Nicolai Hauslo einfach mal von der blauen Linie abzog. Die Scheibe schlug zum 2:1 im Winkel des Gästetores ein. In der Folge ließen die Gastgeber dann das zweite Überzahlspiel des Abends ungenutzt. Zur Mitte der Partie begannen die Beach Devils nun mehr Offensive zu wagen. Chancen gab es auf beiden Seiten, aber alle blieben ungenutzt. Es brauchte dann aber nur einen eklatanten Fehlpass seitens des AEC im Spielaufbau und das 2:2 durch Mikkel Joehnk fiel (34).

Die Gäste bekamen nun Rückenwind, während der AEC Probleme hatte einen konstruktiven Spielaufbau zu starten. In der 39. Minute kam es dann zu einer Rudelbildung vor „Ando“ Bierzahn, die in eine unnötige doppelten Unterzahl heraufbeschwor. Timmendorf ließ sich nicht lange bitten und nutzte auch den dritten Adendorfer Aussetzer des Abends zur Gästeführung durch Lucas Majercik.

Wie würde der AEC im Schlussabschnitt reagieren? Würde man es schaffen den starken Buchholz zum Ausgleich überwinden, ohne sich den vorentscheidenden Konter einzufangen? Es kam völlig anders als der gemeine AEC-Fan es erwartet hätte.

Den nun machten die Gäste Fehler. Felix Dettmer kassierte in der 42. Minute zwei Minuten und schickte den AEC ins Powerplay. Es war die dritte Minute im letzten Durchgang als Kamil Hajsmann aus halbrechter Position die Hardgummischeibe zum Ausgleich in die Maschen jagte. Wieder die dritte. Doch damit nicht genug. Die erste Strumreihe drehte nun richtig auf und spielte die Gäste schwindelig. So war es zwei Minuten später wieder Hajsman, der seinem Gegenspieler entwischte und auch Buchholz auf dem falschen Fuss erwischte. Der AEC hatte das Spiel innerhalb weniger Minuten gedreht.

Timmendorf war nun angeknockt, fiel aber nicht. Die Adendorfer versäumten es in den folgenden Minuten den Sack zuzumachen, was für die Spannung gut war, nicht aber für die Nerven der Zuschauer. Nachdem der AEC seine letzte Überzahl des Abends ungenutzt ließ, musste man nach einer fragwürdigen Entscheidung selber ins Unterzahlspiel. Hier blieb man aber stabil und ließ keine Möglichkeiten der Gäste zu, welche im Anschluss notwendigerweise immer offensiver wurden.

Hatte man auf Seiten der Gäste vielleicht auf einen konditionellen Einbruch des AEC spekuliert, so wurde man enttäuscht. Während es den Devils unter Druck schwerfiel selber das Spiel zu machen, verteidigten die Hausherren konsequent. Kamil Hajsman hatte gar die Vorentscheidung für den AEC auf der Kelle.

Die letzte große Chance für Timmendorf bot sich dann dem finnischen Neuzugang Tami Meriläinen, doch Bierzahn war auf seinem Posten. Die letzten Minuten brachen an, Buchholz ging für den sechsten Angreifer vom Eis. Der AEC verpasste auch hier nur knapp das 5:3 ins leere Tor, aber die Sekunden rannen unaufhaltsam von der Uhr. Dann Jubel auf den Rängen - Sieg für den AEC im Derby!

 

Aber keine Zeit zum Feiern: Keine 24 Stunden später stand das Gastspiel beim Tabellenführer an. Hier auch ohne Matthias Hofmann. Die Verbliebenen zeigten dann aber eine überragende Leistung gegen den ECW, wenn es auch am Ende nicht für einen Punktgewinn reichen sollte.

Die "gelbe Wand", Matthias Rieck, übernahm von Andreas Bierzahn den Staffelstab und hütete in Sande das Adendorfer Tor, welches früh unter Beschuss geriet. Nach 16. Sekunden trafen die Hausherren den Pfosten – und Kamil Hajsman musste auf die Strafbank. Diese Unterzahl wurde dann tapfer verteidigt, doch nur eine Sekunde nach Ablauf schlug Liga-Topscorer Dmytro Demianiuk zum 1:0 zu. Es war die dritte Minute.

Der AEC kam in der Folge nur langsam in Fahrt und zu einigen Halbchancen, ehe wieder Demianiuk eine schöne Einzelleistung mit seinem 12. Saisontor krönte (9.). Die befürchtete Klatsche für die müden Derby-Helden deutete sich an, kam aber nicht. Vielmehr überraschte der AEC die etwas nachlässig agierenden Jadehaie auf dem falschen Fuss. AEC-Verteidiger Domantas Cypas tauchte urplötzlich vor ECW-Goalie Maxims Smutovs auf ein verwandelte zum überraschenden Anschlusstreffer.

Mit diesem Tor war der AEC nun auch im Spiel angekommen und kam immer öfter zum Abschluss. In der 18. Minute entwischte dann, nach schönem Pass von Wladislaw Baumgardt, Benjamin Kosianski und stellte auf 2:2. Kamil Hajsman und Boris Drozd verpassten vor der Pause sogar die Führung, aber das wäre vielleicht auch ein wenig zu schön gewesen.

Der zweite Durchgang blieb zwar torlos, aber beide Teams duellierten sich nun auf Augenhöhe. Ein echtes Spitzenspiel bekamen die 456 Zuschauer in Sande geboten, wobei der AEC zum Ende des Drittels die vielleicht besseren Möglichkeiten hatte, diese aber ungenutzt ließ.

Sande übernahm im Schlussabschnitt dann zunächst das Kommando. Doch es brauchte in der 46. Minute eine weitere Einzelaktion um dem Spiel in eine Richtung zu lenken. Vitalijs Jache, vormals Hvorostinins, traf für Sande zum 3:2. Nur eine Minute später konnte dann Artur Galwas auf 4:2 erhöhen. Folgte nun der Einbruch des AEC, wie es schon dem HSV an gleicher Stelle passiert war? Nein, die müden Kämpfer blieben dran und erwischten die Hausherren ein weiteres Mal unvorbereitet. Aus einer eher ungefährlich erscheinenden Befreiungsaktion gelang Kamil Hajsman sein 4. Saisontor und machte seinem Team wieder Hoffnung auf einen Punktgewinn. Nur kurz danach bot sich dann in Überzahl Benjamin Kosianski die Doppelchance zum Ausgleich. Sande ließ auf der Gegenseite ein Break ungenutzt.

Der AEC musste in den letzten Minuten noch einmal alle verblieben Kräfte mobilisieren, aber nun machte sich bei den Derby-Helden immer mehr die schmerzenden Oberschenkel bemerkbar. Eine durchgehende Schlussoffensive war nicht mehr drin, auch weil Sande sich öfter im Adendorfer Drittel festsetzte und die verbleibende Zeit clever von der Uhr spielte. Aber für einige sehr gefährliche Konter war dann doch noch Benzin im Tank. Die Beste und auch letzte Chance bot sich Hajsman und Tomecko in der 58. Minute, als sie an Smutovs scheiterten. So kam was kommen musste: „Matze“ Rieck ging für den 6. Mann vom Eis, aber dem AEC ging der Puck verloren. Tim Maier konnte 90 Sekunden vor der Schlusssirene, ins leere Tor treffen. Die späte Vorentscheidung.

Während die Hausherren damit auch im sechsten Spiel in der Tabelle ungeschlagen blieben, mussten die wackeren Adendorfer Recken ohne Punkte die Heimfahrt antreten. Schade!

Doch eines ist sicher: Nach den ersten vier Auftritten in der Liga hat die Mannschaft, welche in allen bisherigen Partien zurücklag, eine grandiose Moral bewiesen. Sie hat nie aufgesteckt und so manches Fanherz erobert. Und sie werden weitermachen …

… am Freitag in Bremen. Bis dahin gilt es nun erst einmal vor allem um eines: Wunden lecken und hoffen, dass sich die angespannte Personalsituation bis zum kommenden Wochenende entspannt.

 

Adendorfer EC – Beach Devils Timmendorfer Strand 4:3 (1:1,1:2,2:0)

Für den Adendorfer EC auf dem Eis: Andreas Bierzahn, (Matthias Rieck) – Wladislav Baumgardt, Max Petersen, Nicolai Hauslo, Domantas Cypas – Benjamin Kosianski, Denny Böttger, Kamil Hajsman, David Tomecko, Vadim Kulabuchov, Matthias Hofmann, Boris Drozd.

 

Tore:

1:0 (02:44) Kosianski (Böttger, Kulabuchov)

1:1 (05:43) Röhrl (Majercik) SH 4-5

2:1 (22:41) Hauslo (Tomecko, Hajsman)

2:2 (33:41) Joehnk (Zobel)

2:3 (39:09) Majercik (Röhrl, Horst) PP 5-3

3:3 (42:24) Hajsman (Cypas, Tomecko) PP 5-4

4:3 (44:52) Hajsman (Cypas, Drozd)

 

Spieler des Abends: Benjamin Kosianski – Lukas Majercik

Zuschauer: 746

Schiedsrichter: Umlauf (Blanck, Noster)

Strafen: AEC 6 – CET 8

PP: AEC 1/4 – CET 1/3

ECW Sande - Adendorfer EC 5:3 (2:2,0:0,3:1)

Für den Adendorfer EC auf dem Eis: Matthias Rieck, (Andreas Bierzahn) – Wladislav Baumgardt, Max Petersen, Nicolai Hauslo, Domantas Cypas – Benjamin Kosianski, Denny Böttger, Kamil Hajsman, David Tomecko, Vadim Kulabuchov, Boris Drozd.

 

Tore:

1:0 (02:17) Demianiuk (Bahlau, Galwas)

2:0 (08:24) Demianiuk (Maier, Janke)

2:1 (10:27) Cypas (Böttger, Kulabuchov)

2:2 (17:39) Kosianski (Kulabuchov, Baumgardt)

3:2 (45:32) Jache (Varianov, Zubulis)

4:2 (46:35) Galwas

4:3 (48:59) Hajsman (Tomecko, Drozd)

5:3 (58:30) Maier (Balakuns, Zubulis) EN

 

Zuschauer: 456

Schiedsrichter: Ju. Laudan, Otten (Blanck, Merten)

Strafen: ECW 10 - AEC 6

PP: ECW 0/3 – AEC 0/4